AStA fordert Uni-Präsidium zur Abschaffung von Studentenverbindungsliste auf Uni-Homepage auf

asta Uni Göttingen

Wie in der vergangenen Woche bekannt wurde, war ein Mitglied der Göttinger Burschenschaft Hannovera in einem der größten Nazi-Foren Österreichs als Autor und Administrator aktiv. In einer Übersichtsliste auf der Universitäts-Homepage wird die Burschenschaft Hannovera aufgeführt. Das kritisiert der AStA der Universität Göttingen.


Schon 2011 war der nun als Administrator einer der größten Naziwebseiten Österreichs enttarnte Burschenschafter durch Spenden an die NPD aufgefallen. Damals war seine Studentenverbindung, die Burschenschaft Hannovera Göttingen, aus der "Initiative Göttinger Verbindungsstudenten" (IGV), einem Zusammenschluss Göttinger Studentenverbindungen, ausgeschlossen worden. Die Burschenschaft Hannovera dürfte dies wenig gestört haben, ist sie doch auch Mitglied in der Deutschen Burschenschaft (DB). Diese ist ein völkisch-nationalisitischer Dachverband von Studentenverbindungen, der u.a. im Juni diesen Jahres durch rassistische Forderungen einzelner Verbindungen im Vorfeld des jährlich stattfindenden Burschentages in Eisenach von sich reden machte.

Nach dem Bekanntwerden der nazistischen Aktivitäten und Äußerungen des Göttinger Burschenschafters distanzierte sich die Burschenschaft Hannovera schnell von ihrem (ehemaligen) Mitglied. Dazu Pauline Wildenauer, Referentin im AStA: "Scheinbar besteht bei der Hannovera die Befürchtung, in eine Ecke mit der NPD oder anderen extrem rechten Gruppierungen gestellt zu werden. Die hastige Distanzierung angesichts der angeblich überraschenden Meldung zeigt, dass genau das nicht gewollt ist. Inhaltlich allerdings gibt es große Übereinstimmungen von burschenschaftlichen Positionen mit völkischem, nazistischem und rassistischem Gedankengut. Auch werden immer wieder Personen zu Vorträgen auf die Verbindungshäuser eingeladen, die deutlich geschichtsrevisionistische oder eben auch faschistische Positionen vertreten." Ergänzend sagte Juliane Imbusch, Referentin im AStA: "Zu kritisieren ist neben den genannten Punkten natürlich auch noch das konservative und sexistische Frauenbild vieler Burschenschaften, das auch im Unialltag immer wieder deutlich wird."

Auf einer Internetseite der Universität findet sich unter dem Punkt "Studierenden-Verbindungen" eine Liste mit allen Studentenverbindungen in Göttingen. In dieser Liste werden neben zahlreichen Sängerschaften, Turnerschaften und Corps auch die beiden Göttinger DB-Burschenschaften, die Burschenschaft Hannovera und die Burschenschaft Holzminda, aufgeführt. "Dass ein männerbündischer Verein wie die Hannovera, in dem offensichtlich auch aktive Nazis ihren Platz finden, auf einer offiziellen Informationsseite der Universität Göttingen aufgeführt wird, finden wir total ätzend", so Imbusch. Wildenauer abschließend: "Obwohl es Unterschiede in der jeweiligen Schwerpunktsetzung und Ausrichtung zwischen den einzelnen Studentenverbindungen gibt, ist doch allen mindestens der Elitegedanke und das Lebensbundprinzip gemein. Beides sind Prinzipien, die Ausschlüsse produzieren und festigen. Das lehnen wir klar ab."

Der AStA der Universität Göttingen fordert hiermit das Uni-Präsidium auf, die Liste der Göttinger Studentenverbindungen von der Homepage zu entfernen.

AStA Uni Göttingen, 25. September 2012