Ahmadinedschad wettert gegen "unzivilisierte Zionisten"

Ahmadinedschad vor der Uno-Vollversammlung
Erstveröffentlicht: 
26.09.2012

Mahmud Ahmadinedschad hat auch seinen letzten Auftritt vor der Uno-Vollversammlung zu Angriffen gegen Israel genutzt. Der iranische Präsident sprach von militärischen Drohungen "unzivilisierter Zionisten" gegen sein Land. Die US-Delegation blieb der Rede Ahmadinedschads aus Protest fern.

 

New York - Als Mahmud Ahmadinedschad an diesem Mittwoch ans Rednerpult vor die Uno-Vollversammlung trat, hatte der iranische Präsident auch einige leere Stühle vor sich: Aus Protest gegen die antisemitische Haltung Ahmadinedschads hatte die US-Mission schon vorab entschieden, seiner Rede fernzubleiben.

 

Auch Deutschlands Außenminister Guido Westerwelle hatte von vornherein darauf verzichtet, zu Ahmadinedschads Rede zu erscheinen.

Ein weiteres Mal nutzte der iranische Präsident seinen Uno-Auftritt zu Angriffen gegen Israel. "Anhaltende Drohungen von unzivilisierten Zionisten, zu militärischen Mitteln gegen unsere große Nation zu greifen", seien "bittere Realität", sagte Ahmadinedschad. Damit nahm der iranische Präsident Bezug auf Gedankenspiele der israelischen Regierung, militärisch gegen das umstrittene Atomprogramm Irans vorzugehen.

 

Er vertrete "eine große und stolze Nation", sagte Ahmadinedschad, der sich in seiner Rede darüber beklagte, dass die derzeitige Weltordnung "diskriminierend" sei. Eine "habgierige Minderheit" sei die bestimmende Kraft, "Neokolonialismus" sei verantwortlich für das "Leid auf der Welt".

 

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach in seiner ersten Reaktion von einem schwarzen Tag für all jene, die im Plenarsaal sitzen geblieben seien und diesen hasserfüllten Worten zugehört hätten. In einem Brief an seine Landsleute versprach Netanjahu vor seiner Abreise zur Vollversammlung in New York, er werde sich auf alle erdenkliche Art und Weise dafür einsetzen, damit der Iran keine Atomwaffen erhalte. Am Donnerstag wird Netanjahu vor der Uno sprechen.

 

Die Rede war Ahmadinedschads vorerst letzter Auftritt bei der Uno-Vollversammlung, seine Amtszeit als iranischer Präsident endet im kommenden Jahr. Anders als in den Vorjahren verzichtete Ahmadinedschad aber auf provokative Aussagen zum Holocaust.

 

Bereits vor seinem Redeauftritt hatte er in einem Exklusivinterview mit der Nachrichtenagentur AP einen aggressiven Ton angeschlagen. Eine neue Weltordnung müsse jenseits der "Schikanen" und der Dominanz der USA entstehen, hatte Ahmadinedschad gesagt. Sogar Grundschulkinder in aller Welt hätten verstanden, dass die USA eine internationale Politik der Einschüchterungen verfolgten. Das müsse aufhören, forderte Ahmadinedschad.

 

 

Visionen einer neuen Weltordnung


Nach gut einer Stunde detaillierter Fragen der Journalisten zum Bürgerkrieg in Syrien und zum Atomstreit mit Iran hatte Ahmadinedschad plötzlich genug. Nun sei er an der Reihe, das Thema zu bestimmen, entschied der Präsident und begann mit einem Vortrag über seine Vision einer neuen Weltordnung. "Ich bin überzeugt, das System der Imperien ist am Ende. Die Welt kann nicht länger zusehen, wie sie von einem Imperator herumkommandiert wird", sagte er mit Blick auf die USA.

 

Daher würden in seiner neuen Weltordnung die traditionellen Mächte eine geringere Rolle spielen. Jedes Land sei gleichwertig, sagte er. Das System würde Fairness und Gerechtigkeit schaffen. Auf welchen Regeln des Völkerrechts eine solche Weltordnung basieren würde, sagte Ahmadinedschad nicht.

Zudem stellte der iranische Präsident eine neue Initiative zur Lösung der Syrien-Krise vor. Iran gehöre zu rund einem Dutzend Ländern, die sich im Bemühen um eine Beilegung des Konflikts zu einer Kontaktgruppe zusammengeschlossen hätten. Die unter anderem aus Staaten des Nahen Ostens bestehende Gruppe hoffe, sowohl die syrische Regierung als auch die Opposition an den Verhandlungstisch zu bekommen. Die Kontaktgruppe werde sich "sehr bald" in New York treffen, kündigte Ahmadinedschad an. "Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um in Syrien Stabilität, Frieden und Verständnis zu schaffen", sagte er.

 

Iran gilt als wichtigster Verbündeter von Syriens Machthaber Baschar al-Assad und liefert dem Regime in Damaskus immer wieder Waffen im Kampf gegen die Rebellen.

 

hen/Reuters/dapd