“Das geht auch weiter. Solange bis wir frei sind von dem Viehzeug. Für mich sind das keine Tiere, für mich sind das Viecher.” (Anwohner von Hoyerswerda im ARD-Brennpunkt-Interview, 1991) “Hoyerswerda ‘91- wir vergessen nicht!” Filmabend zum Jahrestag des “ersten deutschen Pogroms seit 1945″ (AIB). Vor 21 Jahren, ein Jahr vor dem rassistischen Pogrom in Rostock-Lichtenhagen, flogen Flaschen und Steine gegen die Unterkünfte von Vertragsarbeiter_innen und Asylsuchenden in der ostdeutschen Kleinstadt. Ein Mob belagerte über fünf Tage das Wohnheim und attackierte es diverse Male unter rassistische Parolen.
Nach einigen Tagen wurden die Betroffenen evakuiert und Nazis rühmten Hoyerswerda als “erste ausländerfreie Stadt” Deutschlands. Entgegen den Versuchen der Verantwortlichen, diesen ersten Pogrom nach der sogenannten “Wiedervereinigung” zu relativieren und zu entpolitisieren, möchten wir an den Pogrom von Hoyerswerda erinnern- für ein Denkmal als Erinnerung an die verheerenden Angriffe und für Entschädigung für die Betroffenen. Denn “Rassismus tötet!” - immer noch.
Zum 20. Jahrestag 2011 setzte die Stadt Hoyerswerda alles daran, die Demo und die antifaschistischen Gedenkveranstaltungen zum Jahrestag des Pogroms zu behindern, u.a. durch Raumabsagen, Auflagen und Routenänderungen. Hoyerswerdas Oberbürgermeister setzte die Antifa mit Nazis gleich und dementierte den Pogrom-Vorwurf. Rund 40 Neonazis störten die Gedenkminute vor der ehemaligen Flüchtlingsunterkunft. Antifaschist_innen, die sich die Hand vors Gesicht hielten, um von den Rechten nicht fotografiert zu werden, erhielten Strafbefehle wegen Vermummung. Drei Betroffene des Pogroms wurden erneut bedroht und beleidigt. Erst vor wenigen Tagen kam es in Hoyerswerda zu einem Nazi-Angriff gegen Mitglieder der Linksjugend solid.
Die bundesweite Initiative “Rassismus tötet” mobilisiert für den 22. September (14 Uhr, Bahnhofsvorplatz) nach Hoyerswerda. Infos: http://rassismus-toetet.de/
Bereits am 17. September 2012 finden überregional Videokundgebungen zum Thema “Hoyerswerda” statt. Auch im Sozialen Zentrum Bochum (Josephstr. 2) werden wir mit einem Filmabend an die Vorkomnisse vor 21 Jahren erinnern und auf die aktuelle Situation eingehen.