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Protest gegen Neonazi-Aufmarsch formiert sich
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Erstveröffentlicht:
04.08.2012
Vor dem Aufmarsch der Neonazis in Bad Nenndorf haben sich vier Gegendemonstranten an eine sogenannte Blockade-Pyramide gekettet. Bad Nenndorf. Mehrere hundert Menschen haben am Sonnabend im niedersächsischen Bad Nenndorf gegen einen geplanten Aufmarsch von Rechtsextremen protestiert. Bis zum Mittag beteiligten sich etwa 700 Menschen an der Aktion des Bürgerbündnisses „Bad Nenndorf ist bunt“ und des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), wie ein Polizeisprecher in der Kurstadt sagte. Die Lage sei zunächst weitgehend ruhig geblieben. Es kam zu ersten Blockaden auf dem Bahnsteig in Bad Nenndorf, wo sich acht Gegendemonstranten mit Fahrradschlössern am Hals aneinandergekettet hatten. Die Polizei war mit etwa 2.000 Kräften und einer Drohne für Übersichtsaufnahmen im Einsatz.
+++ 2.000 Demonstranten gegen Neonazi-Aufmarsch erwartet +++
Zu dem Aufmarsch von Rechtsextremen wurden im Vorfeld rund 2.000 Gegendemonstranten erwartet. Das Bündniss „Bad Nenndorf ist bunt“ wollten auch der Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Jürgen Trittin, und der Vorsitzende des NSU-Untersuchungsausschusses, Sebastian Edathy (SPD), unterstützen.
Seit 2006 ziehen Rechtsextremisten aus dem In- und Ausland jeden Sommer zum Bad Nenndorfer Wincklerbad im Landkreis Schaumburg. Dort hatte die britische Armee nach dem Zweiten Weltkrieg ein Verhörzentrum für gefangene Nationalsozialisten eingerichtet.
Bis zum Sonnabendmittag waren etwa zehn Rechtsextreme in Bad Nenndorf angekommen. Die Polizei rechnete im Verlauf des Tages mit bis zu 800 Neonazis. 2011 waren 580 Rechtsextreme nach Bad Nenndorf gekommen, 2010 mehr als 1.000.
Unterdessen reisten bis zum Mittag bereits mehrere Hundert Gegendemonstranten mit der S-Bahn an. Die Protestler versammelten sich auf dem Bahnsteig, um die Ankunft weiterer Neonazis zu blockieren. Die Bahnstrecke war zwischenzeitlich gesperrt.
„Von den Leuten hier geht keine Gefahr aus, aber auf Seiten der Neonazis werden Gewalt- und Straftäter geschützt“, kritisierte Heidrun Dittrich (Die Linke), Mitglied des Bundestages, den Einsatz der Polizei. Die Einstellung der Rechtsextremen sei keine Meinung, sondern ein Verbrechen. Bereits seit Freitag hatten sich vier Gegendemonstranten mit ihren Armen an eine sogenannte Blockade-Pyramide gekettet. Die Aktivisten liegen nach eigenen Angaben seit Freitagabend um 20.00 Uhr auf dem Platz vor dem Wincklerbad. Sie wollen mit der Aktion den Neonazi-Aufmarsch verzögern oder verhindern.
Die Pyramide besteht der Polizei zufolge aus verschiedenen Materialien. Mit einer Endoskopkamera blickten die Beamten am Morgen ins Innere und überprüften den Aufbau. Auch wurden die Angeketteten ärztlich untersucht. Im Hinblick auf eine Verletzungsgefahr wurden sie zunächst nicht aus der Pyramide befreit. Auch störe die Blockade den Aufmarsch der Rechtsextremen nicht, sagte der Polizeisprecher weiter. Die Pyramide könne bleiben.
Auch der Grünen-Fraktionsvorsitzende Jürgen Trittin war bei der Gegenveranstaltung dabei. Er forderte eine offene Auseinandersetzung mit dem Rassismus im Alltag. Das Spiel konservativer Politiker mit fremdenfeindlichen Vorurteilen mache Neonazis salonfähig, sagte Trittin am Sonnabend.
Seit 2006 ziehen Rechtsextremisten aus dem In- und Ausland jeden Sommer zum Bad Nenndorfer Wincklerbad. Dort hatte die britische Armee nach dem Zweiten Weltkrieg ein Verhörzentrum für gefangene Nationalsozialisten eingerichtet. „Aus Tätern sollen Opfer gemacht werden“, sagte Trittin weiter und warf den Neonazis „eine grandiose Geschichtsfälschung“ vor. Dabei seien die einst dort Internierten selbst Täter gewesen. |