Volksfest
Marktfrühschoppen ohne Markt – Der Marktfrühschoppenverein kommt Mitte der Woche zu einer Sitzung zusammen, um in Ruhe zu beraten, welche Konsequenzen die Entscheidung der Stadt für die Ausrichtung des Fests hat.
Marburg. Die Stadt Marburg stellt den Marktplatz in diesem Jahr nicht für den Marktfrphschoppen zur Verfügung. Das hat der Magistrat am Montagabend beschlossen.
Der Magistrat hatte bereits vor Wochen empfohlen, den Marktfrühschoppen in diesem Jahr nicht zu veranstalten. Auslöser war die Werbung der Burschenschaft Rheinfranken im Internet für den Marktfrühschoppen. Das suggeriere eine Nähe dieses traditionellen Festes zu dieser Burschenschaft, „die der Magistrat und der Veranstalter nicht wollen“, sagt Vaupel.
Nach dem Deutschen Burschentag Anfang Juni diesen Jahres in Eisenach und den dort gemachten Äußerungen zum Thema Rechtsextremismus sei eine Abgrenzung von Burschenschaften wie den Rheinfranken mehr als geboten. „Weder die Rheinfranken noch die Burschenschaften Germania und Normannia-Leipzig haben sich meines Wissens von den unverantwortlichen Äußerungen in ihrem Dachverband Deutsche Burschenschaften distanziert“, so Vaupel.
Auch die Stadtteilgemeinden, die Mitglieder im Marktfrühschoppenverein sind, beschlossen mehrheitlich, das Fest in diesem Jahr ausfallen zu lassen. Umso überraschender die Entscheidung des Marktfrühschoppenvereins, der sich am vergangenen Mittwoch mehrheitlich für die Ausrichtung aussprach. Neuer kommissarischer Vorsitzender ist seitdem Tilman Pfeiffer. Er verurteilte im Gespräch mit der OP rechtsradikale Tendenzen und Aktivitäten im Dachverband der Deutschen Burschenschaft, die die politischen und moralischen Grenzen überschreiten. Die Anwesenheit von Rechts- aber auch Linksradikalen beim Marktfrühschoppen erklärte Pfeiffer für unerwünscht. Die Entscheidung der Stadt müsse nun in Ruhe im Verein beraten werden, so Tilman Pfeiffer. Laut Vaupel sei der Der Marktfrühschoppen ein Fest der Oberstadtgemeinde gewesen, und die habe sich 1998 nach den massiven Auseinandersetzungen im Vorfeld und während des Festes als Veranstalter zurückgezogen, erinnert Vaupel. „Die Tradition des Marktfrühschoppens als kürzestes Fest Deutschlands war damit beendet.“
Die seit einigen Jahren zu beobachtende Dominanz der Burschenschaften Rheinfranken, Germania und Normannia Leipzig, deren Geisteshaltung und die aktuellen Ereignisse seien für die Arbeitsgemeinschaft der Stadtteilgemeinden und den Magistrat Grund genug, inne zu halten und ein neues, echtes Fest für die Stadtgesellschaft zu planen.
„Ich kann und will den Bruch in der Bürgerschaft, der sich an dem Pro und Contra für dieses Fest entzündet hat, nicht ignorieren“, so der OB. „Das muss fair und im Geist der weltoffenen, toleranten Bürgerschaft in der Universitätsstadt Marburg aufgearbeitet werden.“ Damit wäre auch einer pauschalen Verurteilung aller studentischen Verbindungen ein Riegel vorgeschoben. Entschieden wendet sich der OB gegen Aufrufe im Internet, „das Fest mit allen Mitteln“ verhindern zu wollen. „Hier wird zu Gewalt gegen Personen aufgerufen“, erklärt Egon Vaupel, „und dies wiederum ist ebenfalls auf keinen Fall zu tolerieren.“