Rechte Täter bleiben frei

Nazi-Prozess, Bochum-Langendreer,Foto: Monika Kirsch / WAZ FotoPool
Erstveröffentlicht: 
03.05.2012

Bochum.   Zwei Männer (24, 28), die bei einer rechtsextremen Pöbelaktion in Langendreer mitgemischt hatten, müssen nicht ins Gefängnis . Auch in der Berufungsinstanz bekamen sie Bewährungsstrafen.

Nach einer rechtsextremen Straßenpöbelei in Bochum-Langendreer müssen die Täter nicht ins Gefängnis. Das urteilte am Donnerstag das Bochumer Landgericht in einem Berufungsprozess. Die Staatsanwaltschaft hatte wie schon in der 1. Instanz Haftstrafen beantragt, war damit aber auch diesmal nicht durchgekommen.

 

Angeklagt waren ein arbeitsloser Schreiner (24) und ein Mechatroniker (28). Beide gehören zur rechten Szene und sind einschlägig vorbestraft. In der Nacht des 1. Mai 2011 hatte der 24-jährige Neonazi ein ihm völlig unbekanntes Pärchen (17, 18) auf der Straße mit ausländerfeindlichem und sexistischem Gossenvokabular angepöbelt. Ein Motiv gab es nicht; es ging ihm offenbar nur ums Provozieren und Angstmachen. „Ey, bleibt stehen, wir kriegen euch.“ Mit einem Kabel schlug er bedrohlich in seine Hand. Dann riefen er und sein Kumpel Nazi-Grüße mit gestrecktem Arm.

Im Dezember hatte das Amtsgericht den 24-Jährigen zu vier Monaten mit Bewährung und 200 Sozialstunden verurteilt. Das wurde von der 3. Strafkammer bestätigt. Das Urteil gegen den 28-Jährigen (bisher drei Monate auf Bewährung plus Geldauflage) wurde um einen Monat erhöht, weil eine Geldstrafe wegen Landfriedensbruch auf einer rechten Demo einbezogen wurde.

 

Sieben weitere Anklagen

Richter Johannes Kirfel nannte die Tat in Langendreer nach über fünfstündiger Verhandlung „schäbbig und hässlich“. Der Haupttäter bekam aber trotzdem Bewährung, weil er bisher noch nie zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden war, wie der Richter begründete. Allerdings sind sieben weitere Anklagen gegen den 24-Jährigen anhängig, unter anderem wegen eines brutalen Überfalls auf eine Gruppe am 25. September 2011 am S-Bahnhof Langendreer. Damals hatte eines der Opfer einen Nasenbeinbruch erlitten. Auch dabei geht es um einen mutmaßlich rechtsextremen Hintergrund. Diese Anklagen werden bald verhandelt. Mittlerweile ist der Angeklagte von Langendreer nach Essen umgezogen.

Angeklagt war auch der Bruder (17) des 24-jährigen Neonazis, weil er bei der Tat teilweise mitgemacht haben soll. Gegen ihn wird am Dienstag weiterverhandelt, denn er hält sich für unschuldig und will Freispruch.

 

Von Bernd Kiesewetter