Jugend- und Kulturzentrum "Kulturschock Zelle" in ihrer Selbstverwaltung bedroht - Regionale Koordination des Mietshäuser Syndikats spricht sich für Erhalt des selbstverwalteten Zentrums aus
Als Dachorganisation bundesweit vernetzter Wohn und Kulturprojekte berät, unterstützt und beteiligt sich das Mietshäusersyndikat an selbstverwalteten Hausprojekten, die dem Immobilienmarkt entzogen werden und damit denen gehören sollen, die darin - bezahlbar und nachhaltig - wohnen. Die regionale Koordination des Mietshäusersynikats in Tübingen verfolgt mit Erschrecken und Verwunderung die akute Bedrohung des selbstverwalteten Jugend- und Kulturzentrum "Kulturschock Zelle" in Reutlingen durch die Forderung der Stadtverwaltung nach einer Gaststättenkonzession.
Das Ordnungsamt in Reutlingen wirft einem anerkannten Träger der außerschulischen Jugendbildung vor, es werde Gewinn über die Selbstkosten hinaus erzielt und zudem werde sich nicht an die Jugendschutzbestimmungen gehalten. Diese Argumentation wird von Seiten der Stadtverwaltung mit der Aufzählung von Straftatbeständen, dem Vorwurf fehlender Kooperation und dem Bild eines rechtsfreien, jugendgefährdenden Raums mitten in Reutlingen untermauert.
Als Menschen mit konkreten und teils
langjährigen Erfahrungen mit alternativen Wohnprojekten und
selbstorganisierten Wohn- und Lebensräumen, kennen wir Argumentationen
wie die von Teilen der Stadtverwaltung Reutlingen und können diese nur
wieder als unberechtigt und zuschreibend zurückweisen. Entgegen der
Forderung nach einer Regulierung der Zelle durch eine
Gaststättenkonzession, können und wollen wir die selbstverwaltete Arbeit
und das ehrenamtliche Engagement der in der Zelle seit mehreren
Generationen aktiven Menschen hervorheben.In der Zelle sowie auch in den
Projekten des Mietshäusersyndikats wird deutlich wie
selbstorganisierte Strukturen in ihrer Tragfähigkeit kulturelle und
politische Arbeit, einen Hauskauf, dessen Verwaltung und das gemeinsame
Arbeiten, Wohnen und Leben ermöglichen. In der Schellingstraße 6, der
Lu15, der Hegel 7 und dem 4-Häuser-Projekt sind nicht nur bezahlbarer
Wohn- und Arbeitsraum in Selbstverwaltung, sondern auch Räume für
unkommerzielle Kultur und politische Arbeit entstanden.
Die
Zelle ist ebenso seit nun mehr 44 Jahren eine etablierte Institution, in
der kulturelle und politische (Jugend)Arbeit geleistet wird. Ohne
Bezahlung,ohne Chefs und ohne Sozialpädagog_innen wird in der Zelle
durch ehrenamtliches Engagement ein wichtiger Beitrag zum kulturellen
Leben in Reutlingen, zur politischen (Sub)Kultur und zur Entwicklung
eigenständiger und demokratischer junger Erwachsener beigetragen. Eine
Gaststättenkonzession und die damit einhergehende Anmeldung eines
Gewerbes würde die Zelle ihre Anerkennung als Träger der freien
Jugendbildung, die Fördergelder als Grundlage für bezahlbare und
unkommerzielle Kulturveranstaltungen und die Selbstverwaltung durch
unabhängige, basisdemokratische Entscheidungen kosten. Der Stadt
Reutlingen würde dadurch ein zentraler Bestandteil ihrer kulturellen
Landschaft, ein Zentrum für Selbstorganisation und Beteiligung
Jugendlicher und junger Erwachsener wie auch ein lebendiger,
vielfältiger und bezahlbarer Raum kultureller und politischer Arbeit
verloren gehen.
Als Bewohner_innen der Tübinger Wohnprojekte und
als engagierte Einzelpersonen in der regionalen Koordination des
Mietshäusersyndikats solidarisieren wir uns mit Zelle, weisen die
Forderung nach einer Gaststättenkonzession wie auch die Vorwürfe gegen
die Zelle zurück und treten ein für ein weiterhin selbstverwaltetes,
buntes und unababhängiges Zentrum in Reutlingen!
Unterstützt die Freiraum-Demo am 26.05.12 in Reutlingen!
http://kulturschock-zelle.de/demo/
http://syndikat-tuebingen.de