Gartencoop Freiburg feiert ihr erstes Jahr in Tunsel mit einem Hoffest inklusive Gast aus den USA.
BAD KROZINGEN-TUNSEL. Seit rund einem
Jahr gibt es in Tunsel die Gartencoop Freiburg, die im Sinne einer
"solidarischen Landwirtschaft" Lebensmittel produziert. Entsprechend den
Jahreszeiten konnten ihre Mitglieder bei der Bewirtschaftung der
insgesamt acht zur Verfügung stehenden Hektar beobachtet werden. Nun gab
es ein Hoffest für die rund 260 Mitglieder, ihre Familien und Freunde,
darunter viele Tunsler – mit Konzert.
Pünktlich zum Fest riss die Wolkendecke auf, und die Sonne beschien das
fröhliche Treiben auf der Hofstelle am Germanweg. Das lockte nicht nur
Gäste aus Freiburg und Umgebung an, die zum großen Teil mit öffentlichen
Verkehrsmitteln oder Fahrrädern angereist waren, sondern auch
Neugierige aus dem Ort. Alle genossen das köstliche Essen und die gute
Atmosphäre, zu der im Verlauf des Abends verschiedene Musiker beitrugen.
Anlass war der weltweite "Via Campesina Aktionstag" zur Stärkung der
solidarischen Landwirtschaft. Denn wie aus den zahlreichen Broschüren am
Informationsstand hervorging, gibt es ein global agierendes Netzwerk
dieser Initiativen von Bäuerinnen und Bauern, Landlosen und indigenen
Völkern weltweit. Als Bestandteil dieser Bewegung sieht sich auch die
Gartencoop Freiburg. Ihre Initiatoren legen allerdings Wert darauf,
nicht als Genossenschaft, wie der Name entsprechend dem allgemeinen und
auch internatonalen Sprachgebrauch nahe legen könnte, sondern als
qualitätsbewusster Zusammenschluss von Produzenten und Konsumenten
verstanden zu werden, denen es um den ökologisch einwandfreien und
klimagerechten Anbau von Nahrungsmitteln geht (die BZ berichtete).
Der Mitgliederstand liegt derzeit bei 260, die Warteliste ist lang. In
den Genuss der Produkte kommt nur, wer Mitglied der Initiative ist. Die
Gartencoop Freiburg ist, wie beim Aktionstag deutlich wurde, bereits
Mitglied des örtlichen Beregnungsverbandes. Sie steht außerdem im
überregionalen Austausch mit ähnlichen Projekten, inspiriert von den
"Jardins de Cocagne", einer Kooperative in und um Genf, die seit mehr
als 30 Jahren erfolgreich Gemüse für mehrere hundert Mitglieder anbaut.
Die meisten Zutaten der angebotenen Speisen stammten denn auch aus der
Gemüse- und Salatproduktion des vergangenen Jahres, die teils im Freien,
teils in den Gewächstunneln erzielt worden war. "Alles selbstgezogen,
alles mit samenfesten Sorten und frei von Hybriden", betonten die
Gastgeber, denn das ist für sie das entscheidende Qualitätsmerkmal ihrer
Produkte. Ein weiteres Schlagwort: "Ernährungssouveränität", also die
Unabhängigkeit von der Nahrungsmittelindustrie und damit die lückenlose
Kontrolle vom Säen bis zum Ernten.
Das schätzen besonders junge Freiburger Familien, die an einer der
zahlreichen Verteilerstellen in der Stadt ihren Bedarf decken können.
Vor allem aber kommt es ihnen darauf an, ihren Kindern vor Ort zu
vermitteln, wo Pflanzen wachsen und woher die Nahrung kommt. Dass es den
Kleinen in Tunsel gut gefällt, wurde beim Hoffest deutlich, das für sie
viel Unterhaltung, Spiel und Spaß bereithielt. Die Großen genossen die
musikalische Unterhaltung, zunächst durch das Duo Paskal, Gitarre, und
Katharina, Geige, aus Freiburg. Ihre aussagekräftigen Chansons in
französischer Sprache stimmten auf den Stargast des Abends ein, David
Rovics, aktiver Liedermacher aus den USA und in der Szene ein bekannter
Name. Bald zeigte sich auch, warum: Seine temperamentvoll auf der
Gitarre begleiteten Lieder in zündenden Rhythmen lassen nichts aus, was
ihm bei seinen Reisen durch die Kontinente auffällt und der Kritik wert
erscheint. Ob die "größte Windmühle der Welt" in Dänemark, ob der
widerständige Hund in Athen oder streitbare Helden in Belgien, Mexiko
oder anderswo – alles kommt bei ihm zur Sprache und via Gesang unter die
Leute.