Gauck - Leitmotive eines Etikettenschwindels

Nie wieder...

Ein Wiederbelebungsversuch an der in ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit erstickenden Demokratie, ein Beschwichtigungsversuch für die in deren Ausbeuterkaste grassierenden Zukunftsängste, ein Vereinnahmungsversuch gegen die sich im Aufstand dagegen entwickelnde Mehrgenerationenperspektive auf die kommende Anarchie - die allzu aufdringliche Gefühlsdarbietung womit sich der Rostocker Seelendieb als Häuptling der Deutschen zu inszenzieren versucht zeigt vor allem eines: Derartige Figuren sind das sichtbare Anzeichen der Entmenschlichung einer Kultur, in der Bespitzelung und Diffamierung von Dissidenten oder auch nur solchen die es werden könnten so sehr zum Teil des Alltags geworden sind, dass ihre Repräsentanten im Ausland immer wieder darauf hingewiesen werden müssen Menschenrechte welche sie dort theatralischerweise einfordern doch erst einmal selber einzuhalten.

 

Merkel hätte sich Gauck ins Kanzleramt holen können, als Geheimdienstkoordinator, damit er BFV, BND, MAD und wie sie alle heißen unverzüglich ersatzlos auflöst. Da hätte er beweisen können dass er keine halben Sachen macht, sondern aus aufrichtigen Motiven eine allgemeine Abschaffung aller Spitzelbehörden anstrebt. Dann wäre nicht nur der unseligen Tradition ein Ende gesetzt worden dass diese von ihren eigenen Karriereprodukten koordiniert werden, es wäre auch eine Chance gewesen noch vor dem Aufplatzen des Skandals um die NSU Abhilfe gegen dessen politische Ursachen zu schaffen. Wie es so schön heißt, der Mann hätte einen Unterschied machen können, und zwar schon lange - doch als hohles Maskottchen des Spitzelstaates scheint er nicht einmal sich selbst unterqualifiziert beschäftigt vorzukommen. Merkel hat seine Berufung zur Abschaffung vergeigt, und jetzt ist Gauck der erste Präsident der schon mit seinem Antritt den Anlass zu seinem Rücktritt gibt - nicht nur durch das was er gesagt, sondern vor allem durch das was er getan und unterlassen hat.

 

Ob 1968er der zweiten und dritten Generation sich von der dummdreisten Umbenennung der deutschen faschistischen Kontinuität zum „Demokratiewunder“ austricksen lassen ist durchaus zweifelhaft. Die veröffentlichte Meinung, welche die erste Generation so rücksichtslos vereinnahmt zu haben scheint, versucht sich derart eifrig dem präsidialen Geschwätz anzubiedern dass sie selbst die schlechten Arbeitszeugnisse die ihm beim Antrittsbesuch im östlichen Nachbarland ausgestellt werden noch zum grossen Lob uminterpretiert. Das ist um so grotesker, ist dieses doch durch das dortige Ausbleiben von 1968 noch immer vergleichsweise benachteiligt, und somit mehr als andere europäische Länder darauf angewiesen dass die damals begonnene Diskontinuität der politischen Emanzipation gegen die faschistische Demokratie nicht von dieser vereinnahmt wird. Spätere Generationen dürften in Gauck nur eine Farce erkennen, in der sich von außen wiederholt was Horst Mahler seit dem etatistischen Wortbruch seiner einstigen Gefährten von innen heraus versucht - die reaktionäre Wendung der politischen Gegenöffentlichkeit zur nationalstaatlichen Selbstverleugnung.

 

Gauck - das ist wie Guttenberg auf Raten, nur ohne die Kreuzritterromantik und stattdessen mit mehr generischem Anachronismus. Lange noch wird es als unfassbare Schande auf den Deutschen lasten bzw. denjenigen dies nach dem größten gemeinsamen Selbstmordattentat seiner Machteliten auf die außerparlamentarische Opposition noch sein wollen, dass sie nachdem diese immer schneller die Präsidenten zu verschleißen begannen so wie einst die Kanzler, ausgerechnet den zu ihrem obersten Repräsentanten machten. Ein Geheimdienstkoordinator der sich sträubt mit seinem Zuständigkeitsbereich das zu tun von dem alle meinen dass er es gut kann - auflösen - wäre immerhin noch ein politisches Lehrstück, doch wenn dieselbe Person sich stattdessen daran macht diese Gebilde zu repräsentieren macht sie sich von vornherein zu einem Teil des Problems. Es wäre ein Leichtes gewesen auf einen Präsidenten ganz zu verzichten, weil der Bund welchen er repräsentieren soll ohnehin durch Betrug zustandegekommen ist und daher zu liquidieren. Es ist ebenso kinderleicht für jeden Kandidaten und jede Kandidatin, auf die Rolle zu verzichten solange noch deutsche Spitzelbehörden existieren. Dass dieser das nicht getan hat obwohl es die klare Konsequenz seines Selbstverständnisses wäre macht ihn vom Mitwisser zum Komplizen, und wie er es getan hat vom Mittäter zum Hauptverantwortlichen - bis das unvermeidliche Aufplatzen des politischen Etikettenschwindels ihn seiner Schande ausliefert.