Runder Tisch: „Langendreer gegen Rechts“ bald vier Mal jährlich

Runder Tisch in Langendreer, 13.03.2012
Erstveröffentlicht: 
14.03.2012

 BOCHUM Nazis in Langendreer – dass dieses Thema auch nach der großen Demo gegen Rechts im vergangenen Oktober noch lange nicht als abgeschlossen gelten kann, bewiesen am Dienstagabend die Teilnehmer des ersten Runden Tisches unter dem Titel „Langendreer gegen Rechts“.Von Miriam Instenberg

 

Politiker, Vertreter der Polizei und engagierte Bürger trafen sich in der Aula der Lessingschule – zur Diskussion und zum Informationsaustausch. Aber auch zur Kritik und zum Erarbeiten von Handlungsvorschlägen für die Zukunft. Erschreckend liest sich die fortlaufende Chronologie der Neonazi-Aktivitäten in Langendreer, die die Initiative „Langendreer gegen Nazis“ und das Polit-Café „Azzoncao“ zusammengestellt haben.

Kein gefühlter Eindruck

Pöbeleien und Drohungen, Schmierereien und gewalttätige Angriffe auf Migranten oder Mitglieder der linken Szene: Die Auflistung bestätigt, dass es sich bei der Anhäufung der Straftaten mit rechtsextremem Hintergrund in Langendreer im vergangenen Jahr nicht nur um einen gefühlten Eindruck, sondern um die harte Realität handelt. Als Reaktion darauf wurde die Polizeipräsenz im Bochumer Osten zeitweise derart intensiviert, dass Langendreer laut Polizeipräsidentin Diana Ewert für einige Wochen lang „wohl der sicherste Ort im Ruhrgebiet war“. Aber: Das Problem besteht weiterhin, darin sind sich die Teilnehmer des Runden Tisches einig.

Vom „braunen Eisberg“, von dem bisher nur die Spitze erkennbar sei, war die Rede. Diana Ewert garantierte, dass es weiterhin Schwerpunktaktionen geben werde, interne Fortbildungen sollen die Bochumer Polizisten für das Thema sensibilisieren. Außerdem halte man sich in Bochum an das Acht-Punkte-Programm des Innenministeriums. Besonders viel Wert werde auf die Prävention, den Kontroll- und Ermittlungsdruck auf bekannte Straftäter aus der rechten Szene und die Opferhilfe gelegt, so Andreas Dickel, Chef der Bochumer Kriminalpolizei.

Kritik für Busche

Kritik für Bezirksbürgermeister Norbert Busche, aber auch für die Polizei und die Lokalmedien hagelte es von der Bürgerinitiative „Langendreer gegen Nazis“. Viel zu lange habe Busche das Nazi-Problem in Langendreer verharmlost, die Polizei habe die besorgten Bürger nicht ernst genommen, der Runde Tisch käme ein Jahr zu spät. Anwesende Schüler und Lehrer aus Langendreer sowie Vertreter von Jugendverbänden bedankten sich dagegen für die Organisation des Runden Tisches, der mindestens viermal pro Jahr stattfinden soll. Dann soll auch eine betroffene Gruppe dabei sein, die Moderator Erdmann Linde am Dienstagabend vermisste: Bochumer Bürger mit Migrationshintergrund.

Mit konkreten Tipps weiterhelfen könnte hier Hartmut Anders-Höpgen, Sonderbeauftragter des Dortmunder Oberbürgermeisters. In Dortmund wurde 2007 die Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie gegründet, um dem Rechtsextremismus etwas entgegenzusetzen.