Unbefristeter Hungerstreik in den Gefängnissen // Bereits 400 Hungerstreikende
Seit acht Tagen führen politische Gefangene in Kurdistan und der Türkei einen unbefristeten Hungerstreik durch. Mit der Aktion fordern die Gefangenen die Freilassung von Abdullah Öcalan, muttersprachliche Ausbildung und ein Ende der Militäroperationen gegen das kurdische Volk. Unter den Hungerstreikenden im E- und D-Typ-Gefängnis in Amed (Diyarbakır) und den E-Typ-Gefängnissen in Mardin, Elbistan und Bitlis sind auch die aus Şırnak stammenden Parlamentsabgeordneten Selma Irmak und Faysal Sarıyıldız.
Zübeyde Teker, Vorsitzende der Organisation zur Unterstützung für Familien von Gefangenen TUHAD-FED, teilte in einer Presseerklärung vom 22. Februar 2012 mit, dass sich nun bereits 400 Gefangene im Hungerstreik befinden würden.
Am 15. Februar, dem Jahrestag der Verschleppung Abdullah Öcalans aus Kenia, wandte sich Selma Irmak mit einem Brief an die Öffentlichkeit, in dem sie, auch im Namen von fünf weiteren Gefangenen, den Beginn des unbefristeten Hungerstreiks bekanntgab und die Motive dafür erläuterte.
Die kurdische Frage sei an einem Punkt angelangt, an dem eine Lösung mit demokratischen Mitteln, über Dialog und Verhandlungen möglich wäre, so Irmak. Allerdings verhindere die Haltung der Regierung, die allein auf Zerstörung setzt, eine weitere Entwicklung. Der Weg zu einer Lösung könne nur über Verhandlungen mit Abdullah Öcalan führen, der vom kurdischen Volk mit der Autorität ausgestattet wurde, in seinem Namen zu sprechen.
Stattdessen verschärfe die Regierung die Situation mit Repression, Angst und der Verletzung von Grundrechten und säe auf diese Art den Zorn unter den KurdInnen.
Als Gefangene, denen jegliche andere Ausdrucksmöglichkeit genommen wurde, bleibe ihnen nur noch der Einsatz des eigenen Körpers, um zu einer Entwicklung beizutragen.
Solidaritäts-Hungerstreik der BDP
In einem am 20.2. verbreiteten Schreiben erklärte die Partei für Frieden und Demokratie (BDP) ihre Solidarität mit den hungerstreikenden Gefangenen und kündigte einen zweitägigen Solidaritätshungerstreik aller BDP-Abgeordneten an. Die BDP betont, dass sie mit dieser Aktion die Hoffnung auf eine Öffnung der Situation verbinde und dass am Ende Demokratie und Frieden siegen würden. Die zunehmende Unterdrückung werde nur bewirken, dass auch der demokratische Kampf und die demokratische Opposition immer stärker anwachsen.
Es sei auch im Interesse der Türkei, das zentrale Problem des Landes endlich zu einer Lösung zu bringen, anstatt den seit Jahrzehnten schwelenden Konflikt immer weiter zu vertiefen. Insbesondere die Nationalversammlung der Türkei dürfe nicht schweigend zuschauen, wenn sich einige ihrer Angehörigen gezwungen sehen, ihr Leben für eine Lösung zu opfern. Der Solidaritätshungerstreik wurde bis zum 21.2. am Abend durchgeführt.
DTK-Co-Vorsitzende besucht Hungerstreikende
Tuğluk: Gefängnisse werden zum Zentrum des Widerstands
Mit einer speziellen Erlaubnis des Justizministers haben die Co-Vorsitzenden des Kongresses für eine demokratische Gesellschaft (DTK) Ahmet Türk und Aysel Tuğluk zwanzig politische Gefangene besucht, die seit dem 15. Februar im Hungerstreik sind. Tuğluk sagte im Anschluss an den Besuch, die Gefängnisse würden zu Zentren des Widerstandes, wenn sich die Dinge so weiterentwickelten. „Wir werden diesen Widerstand unterstützen, indem wir für unser Volk tun, was immer notwendig ist. Dies ist ein Kampf für die Würde, den wir bis zum bitteren Ende verfolgen werden. Die Gefangenen im Hungersteik haben bestimmt, ihre Aktion fortzuführen, weil sie glauben, dass am Ende die Freiheit steht. Sie sagen, der Staat wird mit seiner Politik nicht die gewünschten Ergebnisse erreichen.“
Sie bezeichnete die Aktion der Gefangenen als einen bedeutenden und würdevollen Widerstand. Tuğluk sagte, die Aktion resultiere aus der Tatsache, dass die Verhaftung von Politikern niemals zu irgendwelchen Ergebnissen führe. Sie fuhr fort, dass die Gefangenen keine gesundheitlichen Probleme hätten.
PKK- und PAJK-Gefangene fordern Anerkennung als Kriegsgefangene
Die PKK- und PAJK-Gefangenen haben am 13. Februar 2012 bekannt gegeben, dass sie bei den Vereinten Nationen gefordert haben, als Kriegsgefangene anerkannt zu werden. Einige der Gefangenen haben bereits am 20. Januar 2012 den unbefristeten Hungerstreik begonnen.
Quelle: ANF, 22.02.2012, ISKU
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