Samstag 04.02.2012 um 15.00 Uhr bei der Heiliggeistkirche in Bern
Nein, wir lassen uns
nicht einschüchtern, weder von den Polizeihundertschaften noch von den
Politiker_innen, die deren Angriff gegen uns befohlen haben. Wir werden
wieder und wieder auf die Strasse gehen, bis die Gründe für
Umweltzerstörung, Ausbeutung, Hunger und Unterdrückung beseitigt sind!
Nicht weil wir uns gerne den polizeilichen Demütigungen und Schikanen
aussetzen, sondern weil wir die alltäglichen Zumutungen und die
Zerstörung des Planeten und die Ausbeutung seiner Bewohner_innen satt
haben und nicht mehr schweigend hinnehmen.
Wir kennen ihre
Machenschaften. Es ist nicht das erste Mal, dass sie uns mit einem
riesigen Polizeiaufgebot daran gehindert haben, Kritik zu äussern. Dass
sie uns gefesselt, weggeschleift und weggesperrt haben. Dass sie uns
bedroht und geschlagen haben. Dass sie uns den Gang auf die Toilette
verweigert haben. Dass sie uns befohlen haben, die Kleider auszuziehen.
Dass sie uns mit Tränengas eingesprüht haben. Dass sie die Stadt
polizeilich besetzt haben. Dass sie unsere Transparente, Flugblätter und
Broschüren beschlagnahmt haben.
Wir wissen, warum sie es getan
haben. Nicht wegen den angeblichen „Gewaltdrohungen“ haben sie uns am
Samstag geschlagen, verhaftet, gefesselt und eingesperrt. Mit Gewalt
haben diese Herren und Damen nämlich kein Problem. Im Gegenteil: Gewalt
üben sie selber aus um unsere Bewegung, die radikale Kritik an diesen
Verhältnissen übt, zu kriminalisieren und zu schwächen. Die angebliche
„Gewaltdrohung“ war, wie schon oft, ein Vorwand. Die Repression gegen
unliebsame Kritikäusserung wird in Bern schon länger systematisch
vorangetrieben: Das Anti-AKW-Camp wurde geräumt, Demonstrierende einer
Solidaritätsdemo samt Tram „gekidnappt“, die Anti-Repressionsdemo
angegriffen, die SVP wurde mit schier unvorstellbaren Ressourcen
beschützt und die Berner Bevölkerung dabei schikaniert... Dass Polizei
und Politik jedes Mittel recht ist, um ihre Massnahmen zu rechtfertigen,
zeigen die Lügengeschichten rund um die prügelnden Zivilfahnder in der
Reitschule. Warum sie das tun ist klar: Sie verteidigen das herrschende
System dogmatisch, kompromisslos!
Wir wissen, warum wir es tun.
Weil wir nicht schweigen wollen, wenn sich Bonzen_innen und
Politiker_innen mit Kulturheinis und sonstigen Berühmtheiten umgeben und
sich als die Retter_innen inszenieren, die mit „neuen Modellen die Welt
verbessern“ wollen, während sie in Wahrheit die Agenten_innen und
Organisatoren_innen der herrschenden Verhältnisse sind. Die
Brandstifter_innen präsenteiern sich als Feuerwehr, die Ausbeuter_innen
als Wohltäter_innen, die Unterdrücker_innen als Befreier_innen. Sie
sprechen in ihrer noblen Schwatzbude darüber, wie sie die Probleme lösen
könnten, die sie selber täglich von neuem reproduzieren. Sie werden
nicht müde zu wiederholen, wie schwer sie an ihrer Verantwortung tragen,
während sie uns die Löhne kürzen, die Mieten erhöhen, die Jobs
kündigen, die Sozialleistungen zusammenstreichen…
Wir scheissen
auf das WEF, weil es nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems
ist. Weil sich dort die Eliten der kapitalistischen Welt treffen und
austauschen und weil wir wissen, dass wir von diesen nichts Gutes zu
erwarten haben.
Wir rufen dich auf, gemeinsam mit uns zu
protestieren, wenn du nicht schweigen willst, während sich Mörder_innen,
Ausbeuter_innen und Unterdrücker_innen im verschneiten Davos zur ihrer
Selbstbeweihräucherung treffen. Wenn du genug hast, vom Druck auf der
Baustelle, von den Arbeitszeiterhöhungen in der Fabrik, vom Mobbing im
Büro, vom Stress im Spital, von den Polizeikontrollen und Schikanen, von
der Hetze in den Medien, vom Leistungsdruck in der Schule und an der
Uni, von der Umweltzerstörung, von der alltäglichen Konkurrenz, von
Burnout, Verdrängung, Welthunger, Ausgrenzung, Rassismus, Sexismus,
Krieg und Krise. Wir haben nämlich längst genug davon!
Wir sehen uns am 04.02.2012 um 15.00 bei der Heiliggeistkirche in Bern.
„Wollen wir es schnell erreichen,
brauchen wir noch dich und dich.
Wer im Stich lässt seinesgleichen,
lässt ja nur sich selbst im Stich.“
(Berthold Brecht)