In der aktuellen GAMMA-Ausgabe berichten wir u.a. über den neuen Naziladen “Fighting Catwalk” im Leipziger Osten, betrieben durch Christian Pohle. Das Zwickauer “Bündnis gegen Naziläden” hat sich dessen Sortiment genauer angeschaut: Szene-Klamotten “stylischer Trendmarken” namens “Brachial” und “Barstool Sports” belegen Verbindungen zum ehemaligen “Blood and Honour”-Aktivisten “Manole” aus Zwickau. Den lesenswerten Artikel dokumentieren wir hier.
Mit den von Zwickauer Nazis begründeten Bekleidungsmarken »Barstool Sports«, »Brachial« und »Eastfight« macht auch die rechte Szene in Leipzig gute Geschäfte:
Im Jahre 2000 veröffentlichte Ralf „Manole“ Marschner mit seiner Naziband »Westsachsengesocks« das Album »Titel zensiert«. Im Interview mit dem rechten Szenemagazin »Rock Nord« wurde er bei diesem Anlass nach dem Hintergrund des Albumtitels, seinen Erfahrungen mit staatlicher Zensur und dem § 86a (Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen) befragt. In seiner Antwort gab er seinerzeit die strategische Richtung vor, die bis heute auch bei seinen Nachfolgern Beachtung findet: „Wir hatten schon einige Kontakte mit diesem Paragraphen. Doch wir haben daraus gelernt und hauen zukünftig unser Geld nicht mehr zum Fenster raus.“
Schwerpunkt der Leipziger Naziszene ist der Osten der Stadt: Im Täubchenweg 43b eröffnete der Stötteritzer Lok-Hooligan Christian Pohle am 3. Dezember das Bekleidungsgeschäft »Fighting Catwalk«. Das Sortiment ist einschlägig: Neben der vom Zwickauer Neonazi Ralf Marschner gegründeten Marke »Brachial« gibt es eine breite Palette an »Thor Steinar«-Textilien mit altem und neuem Logo. Im gleichnamigen Onlineshop gibt es T-Shirts mit »Fighting Fellas«-Aufdruck. Womöglich handelt es sich um restliche Lagerbestände von Thomas Persdorfs »Front Records« (Wurzen), der die »Fighting Fellas« in der Vergangenheit unterstützt hat. Pohles Geschäftsadresse verweist indes auf die Puschkinstraße 22 in Eilenburg, wo der 27-Jährige, der ansonsten für die »Black Rainbow«-Security arbeitet, schon länger am Laden »Crash Style Store« mitverdient. Im dortigen Sortiment befinden sich ebenfalls Klamotten von »Brachial«.
Auch die Verbindung zu den berüchtigten »Fighting Fellas«, zu denen Pohle gehört, ist nicht offensichtlich. Die Gruppierung wird seit Mitte der 2000er von Matthias Eichler angeführt, welcher heute im »BoxGym« in der Eisenbahnstraße 121 trainiert. Die Website des »BoxGym« bewirbt allerdings weiterhin die »Fighting Fellas« – die nun „seriöse“ Promotion für Kampfsport-Veranstaltungen offeriert. Allerdings waren „seriöse“ Mitglieder der »Fighting Fellas« noch im Oktober 2009 an dem Überfall auf Fans und Spieler des »Roten Stern Leipzig« in Brandis beteiligt. Mit dem Labelchef und ehemaligen »Thor-Steinar«-Mitarbeiter Udo Siegmund, einem Neonazi aus Brandenburg, ist Pohle befreundet. Als Spieler von »Einheit Leipzig Ost« kennt er etliche Nazis mit Fußball-Faible.
Verbindungen in Richtung Leipzig bestehen auch über den Zwickauer Naziladen »Eastwear Department«, ehemals »The Last Resort Shop«. Dessen Eigentümer Marco Hampel vertreibt inzwischen eine Eigenmarke unter dem Namen »Eastfight«. Dieses Label macht einen Großteil des Sortiments in der Kreisigstraße aus. Die Bekleidung von »Eastfight« gibt es auch im »Streetwear & Fitness Shop LE« im Leipziger Osten zu kaufen. Dieses Geschäft wird von Oliver Riedel betrieben und befindet sich im Gerichtsweg 11, nur etwa 500 Meter entfernt zum bereits erwähnten Geschäft »Fighting Catwalk« von Christian Pohle.
Weiterhin von Interesse dürfte sein, dass die ebenfalls von dem Zwickauer Neonazi Ralf Marschner begründete Marke »Barstool Sports« nun in Leipzig vertrieben wird. Auch diese Marke gibt es im »Streetwear & Fitness Shop LE«. Der Verkauf dieser beiden Nazimarken wird im Internet explizit als Alleinstellungsmerkmal des Ladens angepriesen. Riedel ist im Impressum der Internetpräsenz von »Barstool Sports« bereits als Inhaber benannt, während die dazugehörige Domain weiterhin auf Ralf Marschner registriert ist.
Neben den genannten Läden lassen sich Nazis gezielt in diesem Viertel nieder. Diese Stadtteil-Strategie fahren Neonazis in Leipzig seit Jahren, und besonders erfahren sind sie im Osten der Stadt. Hierbei geht es um die Schaffung neuer Treffpunkte und die Einbindung von Kameraden in vermeintlich „sichere“ Rückzugsräume. Die Zwickauer Bekleidungsmarken »Brachial«, »Barstool Sports« und »Eastfight« sind Teil dieses neonazistischen Wohlfühlprogramms.