Polizistenmord: Ermittler prüfen verdächtiges Wohnmobil

Erstveröffentlicht: 
16.11.2011

Heilbronn - War die Polizei am Tag des Mordes an der jungen Polizistin an den Tätern ganz nah dran? Nach Angaben der Bundesanwaltschaft sollen die Täter mit einem Wohnmobil in Heilbronn gewesen sein. In der Art, wie die rechtsextremen Tatverdächtigen Uwe M. und Uwe B. aus Zwickau auch bei ihrem letzten Banküberfall in Eisenach unterwegs waren, ehe die Polizei sie entdeckte.

 

Jetzt bestätigt das Landeskriminalamt (LKA) Stuttgart Hinweise, dass ein Wohnmobil im Zuge einer Ringfahndung am Tattag im April 2007 in der Region Heilbronn notiert wurde. "Es wurden Kennzeichen listenmäßig erfasst", sagte LKA-Sprecher Horst Haug auf Stimme-Nachfrage. Auch eines, das aufgrund neuer Erkenntnisse vom Kennzeichen her "relevant sein kann". Dies sei "nicht direkt in Heilbronn gewesen". Ob das Fahrzeug in Zusammenhang mit der Tat stehe, werde geprüft.

 

In der Stadt Heilbronn hatte die Polizei nach dem Mordanschlag auf die zwei Polizisten Haupt- und Ausfallstraßen gesperrt. Insassen und Fahrzeuge wurden von bewaffneten Beamten akribisch kontrolliert, der Verkehr über Stunden lahmgelegt.

 

Keine Sperrung Auswärts, auf Autobahn oder Landstraßen, fand eine Ringalarmfahndung statt, bei der sich Polizisten an Ringpunkten postierten, Kennzeichen und Art passierender Fahrzeuge notierten und nach Verdächtigen Ausschau hielten. "Dies ist nicht mit einer Straßensperrung, Anhalten und Kontrollen verbunden", erklärte Haug.

 

Unterdessen geht in der Region die Diskussion über die Gefahr aus der rechten Szene weiter. Es gab die Großdemo süddeutscher Neonazigruppen am 1. Mai in Heilbronn, 2010 Morddrohungen gegen einen jüdischen Barbesitzer, eine Brandstiftung in einem türkischen Supermarkt. Ein Nationales Bündnis Heilbronn wurde 2004 gegründet, in der Stadt gab es Aufmärsche der Rechten. Der damalige Neckarwestheimer Lars Käppler war zunächst in der NPD aktiv, trat bei Landtagswahlen an. Später gründete er die Bewegung deutsche Volksgemeinschaft, die er längst wieder aufgelöst hat.

 

Nichts zu tun Aktuell gibt es den NPD-Kreisverband Heilbronn, dessen Vorsitzender Matthias Brodbeck in Villingen wohnt. Zu den Ermittlungen um die Rechtsextremisten aus Sachsen, die auch neun Ausländer ermordet haben sollen, wollte er auf Anfrage nichts "besprechen". Die NPD habe mit den Taten "nichts zu tun" und lehne jegliche Gewalt zur Erreichung politischer Ziele ab. Die Debatte um ein Parteiverbot interessiere ihn "recht wenig". Dies werde bei allen möglichen Gelegenheiten ins Spiel gebracht.

 

Auf der Internetseite des Kreisverbands werden eine Wandkarte "Großdeutsches Reich" von 1939, Kapuzenpullover "Wotans Wölfe" oder Bücher wie "Kammerdiener bei Hitler" und "Die türkische Bedrohung" zum Kauf angeboten. Im Parteiprogramm steht dort: "Grundsätzlich darf es für Fremde in Deutschland kein Bleiberecht geben... Wir lehnen alle multikulturellen Gesellschaftsmodelle als unmenschlich ab." Und: Im 21. Jahrhundert entscheide sich "Sein oder Nichtsein des deutschen Volkes."