Besetzung in Freiburg-Herdern friedlich beendet

Erstveröffentlicht: 
11.11.2011

Besetzung in Freiburg-Herdern friedlich beendet

 

Die Häuserzeile an der Johann-Sebastian-Bach-Straße in Freiburg soll Neubauten weichen – dagegen haben erneut Aktivisten protestiert und ein Haus besetzt. Jetzt ging die Besetzung nach nur wenigen Stunden zu Ende.

 

Gegen 19.30 Uhr hatte am Donnerstag die Aktion an der Freiburger Universität begonnen – gegen 11 Uhr war sie am Freitag schon wieder beendet. Die Besetzer des Hauses an der Johann-Sebastian-Bach-Straße sind freiwillig abgezogen. Die Polizei hatte Beamten von vor Ort zufolge das Gespräch gesucht und neun Personen einen Platzverweis erteilt. Danach war die zweite Besetzung in sieben Monaten Geschichte.

Die Besetzer hatten das Haus mit der Nummer 30 am Abend zuvor besetzt. Zeitweise waren mehr als 50, vorwiegend junge Menschen, vor Ort. Bereits im April war die sogenannte "Freiraumkampagne Plätze. Häuser. Alles" ein anderes Gebäude an der Johann-Sebastian-Bach-Straße illegal eingedrungen. Die Besetzung wurde nach vier Tagen von der Polizei beendet.

Psychisch labiler Bewohner flüchtet


Ralf Klausmann, Chef der Eigentümerin Freiburger Stadtbau, wollte sich zu der Aktion nicht weiter äußern. "Wir haben aber Klage auf Räumung eingereicht." Die Häuserzeile der Freiburger Stadtbau soll im Herbst für 12,5 Millionen Euro abgerissen werden und Neubauten weichen. Bereits in der kommenden Woche sollten die ersten Abrissbagger anrücken, so Klausmann.


Dagegen richten die Aktivisten ihren Protest. Ihr Ziel: Den Abriss verhindern und die Gebäude als Wohnraum zu nutzen, so ein Besetzer zur Badischen Zeitung. Doch mit ihrer nächtlichen Aktion jagten sie einem 63 Jahre alten Mann einen gehörigen Schrecken ein. Denn nicht alle Häuser an der Johann-Sebastian-Bach-Straße stehen leer. Der Stadtbau zufolge leben dort noch drei Menschen. Und einer von ihnen rief gegen 21.30 Uhr "panisch" die Polizei an und berichtete, vermummte Männer hätten seine Tür eingetreten, sagt Karl-Heinz Schmid, Pressesprecher der Freiburger Polizei. Ihm zufolge handelt es sich um einen psychisch labilen 63-Jährigen.

Zwar hätten sich die Besetzer noch entschuldigt und versucht, die Tür zu reparieren – dennoch sei der ältere Herr derart verstört gewesen, dass er aus dem Haus geflüchtet sei und die Nacht auf dem Polizeirevier Nord verbracht habe. "Die Besetzer dachten wohl, das Haus stünde komplett leer", meint Schmid von der Polizei.

Die Nacht verbrachten die Besetzer in einem Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite. An der Hausfassade befestigten sie ein Transparent: "Besetzt – freies Wohnen für alle". Den Zufahrtsweg zum Haus versperrten sie mit einem Absperrgitter. 30 Meter vor der Barrikade beobachtete die Polizei die Szenerie. Das Haus selbst ist in einem desolaten Zustand. Es gibt weder Wasser noch Licht, die sanitären Einrichtungen sind zerstört worden. Wie viele der Besetzer bis zum Morgen durchhielten, ist unklar.