Burschenschafter treffen sich in Hannover

Erstveröffentlicht: 
13.10.2011

Protest erwartet

 

Erstmals seit längerer Zeit kommen in Hannover wieder Vertreter der Deutschen Burschenschaften zu einer Verbandstagung zusammen. Gegen das bundesweite Treffen mit rund 80 Teilnehmern im Haus der Verbindung Ghibellinia-Leipzig in der Rühlmannstraße (Nordstadt) formiert sich inzwischen der Widerstand.

 

Hannover. Denn einige der teilnehmenden Verbindungen stehen im Verdacht, rechtsgerichtet zu sein. Deshalb rufen Gegner im Internet zu einem dreistündigen Protest vor dem Tagungsort in der Nordstadt auf. Die Polizei rechnet derzeit mit etwa 80 Demonstranten. „Wir begleiten die Veranstaltung, erwarten aber nicht, dass es zu Auseinandersetzungen kommt“, sagt Polizeisprecher Thorsten Schiewe.

Die Verbindungen, die wie die Ghibellinia unter dem Dachverband der Deutschen Burschenschaften organisiert sind, waren im Sommer in die Schlagzeilen geraten. Damals wurde bekannt, dass beim jährlichen Burschenschaftstag in Eisenach über die Einführung eines sogenannten „Ariernachweises“ bei der Neuaufnahme von Mitgliedern entschieden werden sollte. Seit jeher galt es innerhalb des Dachverbandes als unstrittig, dass ausnahmslos Deutsche Mitglied werden dürfen. Neu war nun, dass künftig nicht die Staatsbürgerschaft, sondern die Abstammung eines neuen Mitglieds Grundlage für die Aufnahme in die jeweilige Burschenschaft darstellen sollte.

Kritiker des aktuellen Treffens glauben, die Zusammenkunft am Wochenende solle in erster Linie dazu dienen, Details zum „Ariernachweis“ auszuarbeiten. Welche Themen im Einzelnen bei dem zweitägigen Treffen anstehen, dazu wollten die Organisatoren auch gegenüber dieser Zeitung keine Auskunft geben. „Es geht um allerlei interne Dinge, das ist nichts für die Öffentlichkeit“, erklärte auf Anfrage Michael Schmidt vom Dachverband Deutscher Burschenschaften.

In Hannover hat es in der Vergangenheit immer wieder Auseinandersetzungen um Verbindungen gegeben. 1996 formierte sich massiver Protest gegen einen „Festkommers“ im HCC, eine Feier anlässlich des 175-jährigen Bestehens der Universität. Im Jahr 2005 zog 96-Präsident Martin Kind seine Zusage zu einem Vortrag bei der Burschenschaft Germania zurück, nachdem er vom Hintergrund der schlagenden Verbindung erfahren hatte. Aktuell gibt es in der Stadt rund 30 studentische Verbindungen. Nicht alle sind in dem Dachverband organisiert. Einige hatten sich 1996 im Streit vom alten Dachverband gelöst und einen neuen Zusammenschluss, die Neuen Deutschen Burschenschaften, ins Leben gerufen. Die neue Organisation vertritt weitaus liberalere Positionen.