Nach Abschiebung: Roma-Kinder enden in heruntergekommenen Bleiben

Erstveröffentlicht: 
26.08.2011

Roma-Kinder, die ins Kosovo abgeschoben werden, haben danach schlechte Chancen im Leben: Drei Viertel von ihnen besuchen keine Schule.

 

In das Kosovo abgeschobene Roma-Kinder leiden nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef weiter unter sehr schlechten Lebensbedingungen. Die Rückführung aus Deutschland und anderen europäischen Ländern in die Balkan-Republik komme für die meisten Kinder immer noch einer Abschiebung ins Elend gleich, sagte Tom Koenigs von Unicef Deutschland.

Viele zurückgebrachte Familien lebten in heruntergekommenen Wohnungen ohne Heizungs- und Wasseranschluss und seien ohne Anspruch auf Sozialhilfe. Drei Viertel aller in das Kosovo zurückgeführten Roma-, Ashkali- und Ägypter-Kinder besuchten keine Schule.

Die kosovarische Regierung habe zwar erstmals einen mit 3,4 Millionen Euro ausgestatteten Reintegrationsfonds aufgelegt. Trotz der Bemühungen habe die Überprüfung der aktuellen Situation jedoch nur geringe Verbesserungen gegenüber 2010 ergeben. „Tatsächlich fehlt es an politischem Willen. Und die Umsetzung der vorgesehenen Reintegrationsmaßnahmen auf der Ebene der Gemeinden ist weiterhin völlig unzureichend“, kritisierte das UN-Hilfswerk.

 

In Deutschland stehen nach Unicef-Angaben bis zu 6000 Kinder aus Roma,- Ashkali- und Ägypterfamilien vor der Abschiebung in das Kosovo. Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Bremen haben inzwischen veranlasst, dass vor Rückführungen in jedem Einzelfall die Folgen für das Kindeswohl überprüft werden müssen.

Wegen der verzweifelten Lage der abgeschobenen Kinder fordert Unicef ein Ende der Zwangsabschiebungen. Das Hilfswerk appellierte an die Bundesregierung und die Bundesländer, den in Deutschland geborenen und integrierten Kindern ein dauerhaftes Bleiberecht zu gewähren. Die Unterstützungsprogramm für bereits Zurückgekehrte müssten auf die Bedürfnisse von Kindern ausgerichtet werden. „Kinder müssen ihrer Schullaufbahn ohne Verzögerungen fortsetzen können“, rät Unicef.

Keine EU-Bürger


Wegen des Bürgerkriegs in den Jahren 1998 und 1999 waren viele Roma aus dem Kosovo geflohen. Im April 2010 war ein Rückführungsabkommen mit Deutschland unterzeichnet worden. Die kosovarischen Roma haben es in ihrer Heimat allerdings besonders schwer: Immer noch gebe es Gewalt gegen sie, bemängelte der Zentralrat der Sinti und Roma vor einigen Monaten.

Das Kosovo ist nicht Teil der EU. Kosovarische Roma gehören daher nicht zu der Gruppe, die in den vergangenen Tagen Schlagzeilen machte – Roma aus Bulgarien und Rumänien, die in einem Berliner Park kampieren.