In der kommenden Woche startet "Freiburg ohne Papst" mit einer Veranstaltungsreihe / Auch Stadträte unterstützen das Bündnis.
Während die Vorbereitungen für den Papstbesuch in die heiße Phase kommen, starten auch die Gegner dieses Besuchs ihre Veranstaltungsreihe (siehe linke Spalte). "Freiburg ohne Papst" heißt die aus der "Rosa Hilfe" hervorgegangene Gruppe von Menschen, die den Besuch von Benedikt XVI. ablehnen und ihren Protest mit Vorträgen, Lesungen, Streitgesprächen und Diskussionen äußern. Zum Auftakt hält am kommenden Donnerstag Comic-Autor Ralf König ("Der bewegte Mann") eine Lesung im Theater.
2547 Menschen hatten sich bis 1. September durch ihre Unterschrift solidarisch mit dem Bündnis "Freiburg ohne Papst" erklärt, am 22. September will dieses die Unterschriften im Rathaus übergeben – an wen, ist noch unklar. Das Bündnis kritisiert unter anderem die Haltung des Oberhaupts der katholischen Kirche gegenüber Lesben und Schwulen, dessen Sexual- und Kondompolitik und dass er die Rechte von Frauen missachte. Zudem lehnt es die Gruppe ab, dass der Papst sich in das Goldene Buch der Stadt einträgt.
Zu den Unterstützern des Bündnisses zählen auch neun Vertreter aus verschiedenen Gemeinderatsfraktionen: SPD-Stadtrat Walter Krögner, Michael Moos, Irene Vogel und Hendrijk Guzzoni von den Unabhängigen Listen, die beiden Stadträte der Grünen Alternative Freiburg, Monika Stein und Coinneach McCabe, sowie die drei Grünen-Stadträte Adelheid Hepp, Tilo Buchholz und Helmut Thoma. Bürgermeister Otto Neideck (CDU) hält Proteste und Gegenbewegungen für legitim und kann "problemlos damit leben", wundert sich aber darüber, dass in einer Stadt, die sich für ihre Weltoffenheit preist, einem religiösen Ereignis mit so viel Häme begegnet werde. "Eine große Mehrheit freut sich auf dieses Jahrhundertereignis", ist sich Neideck sicher. Zum Eintrag des Papstes ins Goldene Buch der Stadt sagt Peter Birkhofer, Cheforganisator der Erzdiözese für den Papstbesuch: "Es war ein Wunsch des Oberbürgermeisters, dass sich der Papst in das Goldene Buch der Stadt einträgt. Wir freuen uns natürlich sehr, dass die Stadt so gastfreundlich ist."
Die Papstkritiker Hepp und Thoma betonen, dass es sich bei ihren Sympathiebekundungen für "Freiburg ohne Papst" um individuelle Positionierungen handle; in der Fraktion seien Haltungen zum Besuch Benedikts kein Thema gewesen. Die Debatte um den Eintrag ins Goldene Buch hält Thoma für eine Bagatelle, er persönlich wolle einfach einen Kontrapunkt setzen zum momentanen "Hype": "Es gibt eine kritische Masse, die das Ganze für maßlos überzogen hält." In Thomas Augen ist Papst Benedikt XVI. "ein rückwärtsgewandter Mensch" und "das Oberhaupt eines fragwürdigen Zwergenstaates": "Mit Demokratie hat er nicht viel am Hut." Stadträtin Hepp stört sich an den Positionen des Papstes gegenüber gleichgeschlechtlicher Liebe und geschiedenen oder wieder verheirateten Menschen, von einem Aufbruch in der katholischen Kirche könne keine Rede sein. "Dieser Papst mit seiner rückwärtsgewandten Moralethik vereint nicht, sondern spaltet", findet Hepp und erinnert an den Besuch des Dalai Lama in Freiburg im Jahr 2007, als eine durchgehend friedliche und freudige Stimmung geherrscht habe. "Ein tolles Signal" fände Hepp Gespräche des Papstes mit Geschiedenen, Schwulen, Lesben oder Opfern von Missbrauch.
Während die Stadtverwaltung für den 10. und 17. September Infostände von "Freiburg ohne Papst" in der Kaiser-Joseph-Straße bereits bewilligt hat, steht eine Genehmigung für Samstag, den 24. September – den Tag, an dem der Papst in Freiburg eintrifft – noch aus. Eine Entscheidung werde vom Amt für öffentliche Ordnung erst noch gefällt und den Antragstellern rechtzeitig bekanntgegeben, versichert OB-Sprecher Walter Preker. "Wir können in der Kaiser-Joseph-Straße an diesem Tag keine Auslagen, Tische oder Stühle genehmigen." Insgesamt liegen der Stadtverwaltung für den 24. September Anträge von vier Gruppen vor.
Mit der von der Autonomen Antifa angekündigten Demonstration am 23. September, die bei der Verwaltung bewusst nicht angemeldet werden soll, hat "Freiburg ohne Papst" nichts zu tun. "Wir beteiligen uns bewusst nicht an Demonstrationen und Provokationen, sondern wollen durch Ansprachen und Diskussionen Aufmerksamkeit erregen", sagt Albrecht Ziervogel von "Freiburg ohne Papst" .