Wieder Randale im Stadtteil Vauban

Abgefackelt: das Führerhäuschen des Großbohrgeräts auf der Baustelle am Eingangsgelände zum Stadtteil Vauban Foto: Ingo Schneider
Erstveröffentlicht: 
02.09.2011

Nach einem Straßenfest von "Kommando Rhino" werden ein Bohrgerät abgefackelt und Polizisten angegriffen / Derzeit Baustopp
Von Simone Lutz und Thomas Goebel
In der Nacht zum Donnerstag haben Unbekannte auf dem Eingangsgelände zum Stadtteil Vauban das Führerhaus eines Großbohrgeräts abgefackelt und dieses unbenutzbar gemacht. Nach Angaben der Polizei liegt die Schadenshöhe im sechsstelligen Bereich. Zuvor war am Gelände ein Straßenfest anlässlich der Räumung der Wagenburg "Kommando Rhino" vor genau vier Wochen gefeiert worden. Nun sind die Bauarbeiten für das geplante Wohn- und Geschäftshaus samt integrativem Hotel unterbrochen.

Im Internet hatten Rhino-Sympathisanten vorab für das Straßenfest mobilisiert. Etwa 50 Leute waren am Mittwoch abend gekommen, hatten eine "Volxküche" eingerichtet, Sofas auf die Straße gestellt und Musik gemacht. Gegen 18.40 Uhr war eine Polizeistreife auf der Merzhauser Straße eingetroffen, allerdings nicht wegen des Festes, sondern weil eine aus einem Krankenhaus vermisste Person mit blutender Kopfverletzung dort aufgefunden worden war. Als die Streife auf den Rettungswagen wartete, wurde sie nach Angaben der Polizei von Autonomen mit Steinwürfen angegriffen. Als ein Polizist einen Mann kontrollieren wollte, sei er von mehreren Personen massiv angegangen worden. Die Polizei habe sich zur Wehr setzen müssen; ein Polizist sei dabei an der Hand verletzt worden. Die Autonomen seien auf das Gelände des Wohnprojekts Susi geflüchtet. Dann habe sich die Polizei zurückgezogen, in der Nacht aber 20 Beamten in der Stadt konzentriert, weil Ausschreitungen befürchtet wurden. "Die Steinewerfer festzunehmen war nicht möglich" , so Polizeipressesprecher Ulrich Brecht.

Ab 20 Uhr gingen bei der Polizei mehrere Beschwerdeanrufe von Vauban-Bewohnern wegen Ruhestörung und Feuers in einer Tonne ein. Um 21.30 Uhr wurde an einem Radlader auf der Baustelle eine Scheibe eingeworfen, um 22 Uhr wurde der Brand eines Tiefbaubaggers gemeldet. Daraufhin habe die Polizei der Feuerwehr das Löschen des Feuers ermöglicht. Der Sachschaden liegt nach Schätzungen im sechsstelligen Bereich.

Wie es auf der Baustelle weitergeht, ist noch unklar. Matthias Vökt, Assistent der Geschäftsleitung der Freiburger Stadtbau — sie ist Bauherrin — sagte: "Gerade prüft ein externer Bauleiter, wie wir Ersatz für die Bohrmaschine beschaffen können. Erst wenn der da ist, können die Arbeiten weitergehen. Ob das die Bauarbeiten insgesamt verzögert, steht noch nicht fest." Die Stadtbau hatte schon vor der Randale einen privaten Sicherheitsdienst beauftragt; nun will sie Strafanzeige erstatten.

Die Stadtverwaltung hat die Ausschreitungen in einer Pressemitteilung "auf das Schärfste" verurteilt. Der Erste Bürgermeister Otto Neideck: "Steinwürfe auf Menschen und Feuer an Baumaschinen haben nichts mit politischen Auseinandersetzungen zu tun. Gewalt ist mit einer konsequenten Strafverfolgung zu begegnen." Die Stadt sieht die Verantwortung für die Ereignisse bei der Wagenburg. Neideck: "Die Aktionen entlarven alle Ankündigungen, gewaltfrei zu protestieren und für einen neuen Wagenburgplatz zu demonstrieren, als unglaubwürdige und wertlose Lippenbekenntnisse."

Einige Mitglieder des Runden Tisches Vauban, der zwischen Stadt und Rhinos vermitteln will, nannten gestern den Brandanschlag "nicht hinnehmbar und nicht zweckdienlich" . Trotzdem sei man überzeugt, so Bille Haag, dass es nicht das Werk der Rhinos gewesen sei, mit denen der Runde Tisch zu tun hatte: "Es wäre klug, einen Wagenplatz für sie zu finden, damit sich die Rhinos beweisen können und der Radikalität der Boden entzogen wird."

 

Hirnlose Aktionen - Münstereck

Randale im Stadtteil Vauban

Nach dem Brandanschlag auf eine Bau stellenmaschine auf dem M1-Gelände in Vauban muss man feststellen: Denen, die das getan haben, liegt nichts an einer politischen Lösung des Konflikts um die Wagenburg "Kommando Rhino" . Ihnen geht es um Randale. In einer kruden Mischung aus Selbstüberschätzung und Realitätsverweigerung kapieren sie nicht, dass es in einer Stadt wie Freiburg zwar grundsätzlich viel Sympathie für alternative Lebensformen gibt, aber keine für Gewalt. Damit lässt sich keine breite Öffentlichkeit für das Anliegen der Wagenburgler herstellen — im Gegenteil. Selbst in der linken Szene werden solche "Aktionsformen" und Internet-Kommentare wie "Scheiß Bullenschwein! Hoffentlich ist deine Hand gebrochen und beim nächsten Mal brechen wir dich!" verurteilt. Und, wie sinnlos: Dass die Baustelle nun ruht, wird kaum der Stadtverwaltung schaden als vielmehr dem Bau des integrativen Hotels, in dem behinderte Menschen einen Ausbildungsplatz erhalten sollen — ein Punkt übrigens, der in den markigen Medienmitteilungen der Radikalen über die Baustelle lieber ignoriert wird. Alle, die jetzt politisch argumentieren, werden es noch schwerer haben. Sie können sich bei den Brandstiftern bedanken.