Gießen (mö). Nach der Randale in der Licher Straße am Rande der friedlich verlaufenen Demonstrationen gegen den Aufmarsch der NPD am Samstag dauern die Ermittlungen der Polizei an. Wie berichtet, war bei dem Angriff einer Gruppe vermummter Personen auf das Haus der Studentenverbindung »Chattia« und die Filiale der Volksbank ein hoher Sachschaden in Höhe von rund 150 000 Euro entstanden.
Fünf Männer im Alter zwischen 21 und 24 aus dem Frankfurter Raum, die die Polizei noch am Samstag als Verdächtige festgenommen hatte, sind mittlerweile wieder auf freiem Fuß, sagte Polizeisprecher Willi Schwarz.
Bei der Attacke handelte es sich offensichtlich nicht um eine spontane Aktion, sondern um eine vorbereitete. Wie diese Zeitung erfuhr, hatten die Täter einen mit weißer Farbe gefüllten Feuerlöscher dabei, mit dem das Haus der Studentenverbindung bespritzt wurde. Billigend in Kauf nahmen die Randalierer, dass Menschen hätten zu Schaden kommen können. Wie gestern bereits gemeldet, hielt sich die Haushälterin in dem Domizil der »Chattia« an der Ecke Licher Straße/Georg-Philipp-Gail-Straße auf, als massive Steine durch die Scheiben der Fenster im Erdgeschoss flogen. Wie ein Mitglied der »Chattia« sagte, sei einer der Steine »am Kopf« der Frau vorbeigeflogen. Sie erlitt nach dem Eindruck der am Tatort eingetroffenen Polizisten einen Schock, habe sich aber trotz Anratens nicht in ärztliche Behandlung begeben. Die Steine hatten sich die Vermummten offensichtlich auf der benachbarten Baustelle besorgt. Dort lagern neue Pflastersteine auf Paletten und es liegen gebrauchte am Straßenrand und in einem Container. Vor der Bankfiliale hatten die Unbekannten sogenannte Krallen verstreut, dies wohl in der Hoffnung, dass sich eintreffende Polizeistreifen einen Platten fahren.
Wie ein weiterer Augenzeuge gegenüber der GAZ schilderte, habe es sich um eine »Blitzaktion« gehandelt. Die 20 bis 30 Personen umfassende Gruppe sei aus Richtung Alter Friedhof gekommen und habe sich in drei Gruppen geteilt. Eine habe auf Höhe der Gaststätten die gelben Absperrungen umgeworfen, Holzpaletten von der Baustelle auf die Straße gezogen und versucht, diese mit Pyrofackeln zu entzünden. Dies scheiterte jedoch. Derweil hätten die beiden anderen Gruppen die besagten Häuser angegriffen. Die ganze Aktion habe nicht einmal drei Minuten gedauert. Recht schnell seien Polizei und Feuerwehr am Ort des Geschehens gewesen. Die Männer seien bis auf einen Sehschlitz vermummt gewesen. Der Zeuge vermutet angesichts des blitzschnellen Vorgehens der Gruppe, dass die Ziele vorher ausgespäht worden waren.
Die Licher Straße war offensichtlich in der Erwartung, dass sämtliche Polizeikräfte auf der anderen Seite der Stadt im Einsatz sind, als Tatort ausgewählt worden. Das Vorgehen der Randalierer und die Auswahl ihrer Ziele deuten stark auf eine Täterschaft durch auswärtige Linksautonome hin.