Spezialeinheiten mussten knapp 50 Besetzer aus dem Gebäude in Ottakring entfernen. Ursprünglich waren Gespräche geplant.
Seit vergangenen Freitag hielten Autonome
den Lobmeyrhof in Ottakring besetzt. Am Donnerstag wurden die Besetzer
unter großem Polizeiaufgebot aus dem Gemeindebau in der Rosseggerstraße 1
entfernt. Knapp 50 Personen befanden sich zu dem Zeitpunkt in dem
weitläufigen Vierkanthof, den die Stadt um 28 Millionen Euro umfassend
sanieren will.
Es wurde ein Katz- und Maus-Spiel mit der Exekutive. Eingänge wurden
verbarrikadiert, die Einheiten der WEGA mussten sich mit der Ramme einen
Weg in die Wohnungen brechen. Dramatisch wurde es kurzzeitig um 11 Uhr,
als sich 15 Leute auf dem Dach verbarrikadierten und die Dachluke
derart beschwerten, dass kein Zugriff möglich war.
Die zu Hilfe gerufene Feuerwehr sollte mit einer Hebebühne Polizisten
auf das Dach hieven. Doch diese reichte nicht bis zur Dachkante.
Sympathisanten der Besetzer auf der Straße quittierten den Fehlversuch
mit lautstarkem Gejohle und Sprechgesängen wie "da hilft nur noch ein
Hubschraubereinsatz".
Kiebitze aus den Nachbarbauten waren erbost über die
"Steuergeldverschwendung" durch den Einsatz. "Die sollte man alle
rausprügeln", war einer der mildesten Sprüche eines Pensionisten, der
seinen Namen nicht in der Zeitung lesen wollte.
Mieter
Inmitten der Aufregung stehen die verbliebenen Mieter. Von den 150
Wohneinheiten sind nur noch drei bewohnt, in einer davon lebt Hildegund
Dogan-Bacher gemeinsam mit ihrem pflegebedürftigem Sohn. "Durchs Reden
kommen d' Leut zam", ist auf Plakaten von Wiener Wohnen zu lesen, doch
mit der Mieterin stockt die Kommunikation. Seit 18
Jahren wohnt Dogan-Bacher im Lobmeyrhof, sogar einen Lift hat sie
mithilfe von Förderungen einbauen lassen. Sie fordert die Zusage, nach
der Renovierung wieder einziehen zu können oder ein adäquate
Ersatzwohnung. "Doch bis heute hat sich Wiener Wohnen nicht bei mir
gemeldet", klagt sie.
Die Sprachlosigkeit von Wiener Wohnen kritisiert auch die grüne
Sozialsprecherin Birgit Hebein. Ursprünglich hatte Wiener Wohnen ein
Gespräch mit den Besetzern angekündigt, kritisiert sie die Räumung.
Zudem sei im Koalitionsabkommen die Zwischennutzung leer stehender Räume
avisiert worden. Nun will sie mit dem Koalitionspartner Gespräche
führen. "Dem Eigentümer Wiener Wohnen muss man hier
Gesprächsverweigerung mit den Besetzern vorwerfen", sagt Hebein.
Gelegenheit mit Besetzern zu sprechen, dürfte es jedoch bald wieder
geben. Ein Aktivist: "Wenn die glauben, dass das die letzte Besetzung
war, dann haben sie sich aber getäuscht."