Klimacamps und Energiekämpfe 2011: Auf dem Weg zu einem lebenswerten Klima weltweit!

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In diesem Sommer finden gleich drei Klimacamps im deutschsprachigen Raum statt, die sich gegen Kohleverstromung richten - im rheinischen Braunkohlerevier, in der Lausitz und in der Schweitz. Nach dem Kriechgang-Atomausstieg versuchen Politik und Energiekonzerne nun Braunkohle als neue Brückentechnologie zu verkaufen. Dabei ist die "heimische" Braunkohle die klimaschädlichste aller Energiequellen. Die sogenannte Energiewende gilt es zu durchkeuzen und neue Kristalsationspunkte für Energiekämpfe zu schaffen. Nur eine Energiebewegung, die sich für eine basisdemokratische, soziale, 100% erneuerbare und dezentrale Energieversorgung einsetzt kann eine wirkliche Wende in der Energiepolitik durchsetzen. Der Weg zu einer Energiedemokratie führt über die Zerschlagung und Vergesellschaftung der vier großen Energiekonzerne.

 

Unsere Energie ist nicht eure Kohle

 

Die Reise der noch jungen kapitalismus- und wachstumskritischen Klimabewegung oder auch Klimagerechtigkeitsbewegung verlief bis jetzt sehr wechselhaft. Von einem turbulenten Start 2006 mit dem Camp for Climate Action in Drax/UK als Geburt der Klimacamps, über den G8-Gipfel in Heiligendamm mit Merkels Mediencoup als Klimakanzlerin 2007, zum medienmäßig erfolgreichen Klima-/Antiracamp 2008 in Hamburg, welches jedoch mobilisierungstechnisch eher enttäuschend war bis hin zum globalen Aufmerksamkeitshöhepunkt beim Klimagipfel in Kopenhagen 2009. Kopenhagen zeichnete sich durch starke Repression aus, eher schwach besuchten Aktionen, der Auftaktdemo mit 100.000 Teilnehmer_innen und dominierender NGO-Präsenz sowie dem zu erwartenden desaströsen Verhandlungsergebnis. Hoffnungsvoll war vor allem die Präsenz und Entschlossenheit der Vertreter_innen aus dem globalen Süden, die das Klimaforum und die Aktionen positiv prägten.

 

Vom Suchen und Finden

 

Mit einer Post-Kopenhagendepression im Nacken began 2010 die Suche der Klima(gerechtigkeits)bewegung. In deutschsprachigen Raum wurde einerseits schnell das Problem des Gipfelhoppings ausgemacht und als Gegengift der lokale Ansatz empfohlen. Anderseits wurde mit einem kleineren Klimacamp in Bonn während den Zwischenverhandlungen versucht Erfahrungen und Kräfte zu bündeln. Insgesamt fehlte es der Klima(gerechtigkeits)bewegung jedoch an strategischer Klarheit, strömungsübergreifenden Kampagnen und gemeinsamen Kristallisationspunkten.

 Auf der inhaltlichen Ebene begann de Reflexion über die schwache Mobilisierungsfähigkeit des Klima(gerechtigkeits)themas vor dem Hintergrund einer erstarkenden Anti-AKW-Bewegung. Daraufhin wurde das Energiekämpfe-Konzept entwickelt, welche auf eine Energiedemokratie abzielt und beim Kampf für die Demokratisierung der Energieversorgung hervorragend Anschlußmöglichkeiten an die Anti-AKW-Bewegung bietet. Gleichzeitig ist dieser Bezugspunkt nicht so moralisierend und setzt mehr auf die „eigenen“ Interessen.

 

Klimacamps 2011 in der BRD als Ausdruck einer Fokusierungsbewegung

 

Nachdem das Jahr 2010 die höchsten CO2-Emissionen in der Geschichte der Menschheit waren und alles nach einer katastrophalen Perspektive mit einer Klimaerwärmung von bis zu 4 Grad aussieht sind mehr als jemals zuvor effektive Widerstandsstrategien gegen den fossilen Kapitalismus gefragt. In Deutschland zeichnet sich in der Klimabewegung ein strategische Fokussierung auf den schädlichsten aller Energieträger ab: die Braunkohle. Durch die Klimacamps in Deutschland entstehen neue Allianzen zwischen linken Klima/Energiekämpfespektrum, der Anti-AKW-Bewegung, NGOs und lokalen Bürgerinitiativen wobei regionale Kristallisationspunkte mit überregionaler Bedeutung geschaffen werden. Im Osten ist dies der Kampf gegen CCS und neue Braunkohletagebaugebiete und im Westen liegt der Fokus auf das größte Braunkohletagebaugebiet Europas, das Rheinische Braunkohlerevier. Hier können neue Lern-, Identifikations- und Vernetzungsorte für Widerstand entstehen, so wie Gorleben für der Anti-AKW-Bewegung und West Virigina/die Appalachen im Kampf gegen Kohleausbeutung durch Mountaintop removal (MTR) für die amerikanische Klimabewegung eine wichtige Rolle spielen.

 

Die Einheit von sozialer, ökologischer Frage und Demokratie

 

Was verbindet die Kämpfe für Energiedemokratie und gegen die atomar-fossilen Stromkonzerne, mit den Revolutionen in Nordafrika, den Protesten in Spanien und Griechenland und dem Kampf gegen Stuttgart 21? Es ist die Revolte der direkten Demokratie gegen das Prinzip der Repräsentation, die Ermächtigung der Menschen jenseits der Funktionseliten in einem kollektiven partizipativen Prozeß!

Das Problem des Klimawandels werden wir nicht getrennt von den sozialen Problemen (materieller Ausschluss/Armut) und der Demokratiefrage lösen können. Es geht nicht um einen zentralisierten Technofix wie die zentralisierten Offshore-Windparks oder Desertec, sondern um das Verschieben der Macht zur Basis und eine veränderte Kultur.

 

Autoritäres Energieregime oder Energiedemokratie?

 

Durch den Atomausstieg in Deutschland werden wir die kommenden Jahre bis zu 60 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr mehr ausstoßen und Braunkohle wird von den Herrschenden als neue „Brückentechnologie“ gepriesen. In einem der reichsten Länder der Erde wird mit einer Mischung aus Wohlstandschavinismus und Phantasielosigkeit mit der ach so billigen Braunkohle künftigen Generationen ihre Zukunft geraubt.

 

Gegen eine Renaissance der Braunkohle! Welche Strategien sind effektiv?

 

Klar braucht es auch Positionen, die an den Interessen der breiten Masse anknüpfen. Das Konzept der Energiekämpfe mit dem Ziel einer Energiedemokratie birgt hier das Potential eine wirkliche Energiewende mit den Menschen und nicht gegen sie aufzubauen.

Gleichzeitig können nicht warten bis der konkrete Widerstand gegen die fossilen Energiekonzerne in der breiten Gesellschaft konsensfähig und somit in der Komfortzone angekommen ist. "Es ist kein Zeichen von Gesundheit an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein" (Jiddu Krishnamurti) Es braucht jetzt schon Menschen, die entschlossen gegen fossilen Wahnsinn in Form von zivilen Ungehorsam und direkten Aktionen Widerstand leisten. Dabei ist eine verantwortungsvolle Ethik kein Luxus, sondern unsere stärkste Waffe, die uns nicht an einem lustvollen und selbstbestimmten Leben hindert, sondern ihm Sinn verleiht.

 

 

Auf zu den Klimacamps in der Lausitz, im Rheinischen Braunkohlereiver und in der Schweiz!

 

 

Was geht diesen Sommer klimapolitisch :

 

15.-16.07 Gemeinsamer Aktionstag der Klimacamps in NRW und in der Lausitz : Beginn Freitag 15.07 um 14:00 Uhr.

Berlin: Vattenfall-Zentrale, Berlin-Kreuzberg, Köpenicker Straße 73

Essen: RWE Tower, Opernplatz

 

 

29.07.-07.08.2011 Klimacamp Schweiz Haldenstein bei Chur http://klimacamp.ch

 

07.-15.08.2011 Klima- und Energiecamp in der Lausitz http://lausitzcamp.info

 

15.-26.08. 2011 Fahrradkarawane zwischen den Camps http://klimaradtour.blogsport.de/

 

26.08.-04.09. 2011 Klimacamp im Rheinischen Braunkohlerevier http://klimacamp2011.de


 September: Start des dauerhaften Klimacamps im Rheinischen Braunkohlerevier http://waa.blogsport.de/