Nicht nur in Österreich, auch in Deutschland kommen Burschenschaften immer wieder in den Geruch des Rechtsextremismus. Auch wenn die Vereinigungen selbst meist verneinen, dass sie mit rechtsextremem Gedankengut viel am Hut haben, sieht eine deutsche Politologin Querverbindungen.
Hunderte Mitglieder der Deutschen Burschenschaft ziehen demnächst wieder auf die Wartburg bei Eisenach im deutschen Thüringen. Sie gelten nicht nur als trinkfest und extrem konservativ. "Die Burschenschaft hat eine offene Flanke zum Rechtsextremismus und vertritt selbst rechtsextreme Ideologie-Momente", sagt die Gießener Politikwissenschaftlerin Alexandra Kurth.
Keine Grenze zur NPD
Ein Vorwurf: Sie ziehen bewusst keine Grenze zur rechtsextremen NPD. Das stimme, sagte Sprecher Michael Schmidt. In der Verfassung der Deutschen Burschenschaft (DB) finde sich aber auch "nicht allzu viel, was mit der NPD übereinstimmt".
"Wir sehen uns zwar als politischer Verband, beteiligen uns aber in keiner Weise parteipolitisch", betont er. Dass einzelne Burschenschafts-Mitglieder der NPD angehörten, könne er nicht leugnen. "Das ist aber Sache der Person und nicht der Burschenschaft."
Medienverbindungen
Ganz so einfach ist es nicht, meint dagegen Kurth: Die Verbindung der DB zur rechten Szene sei deutlich. "Sie schaltet Werbeanzeigen in rechtsextremen Publikationen." Auch die Anträge auf dem Burschentag im thüringischen Eisenach bewiesen, dass der Dachverband "rechtsextreme Ideologiefragmente" vertrete.
Im vergangenen Jahr veröffentlichte seine Zeitschrift ein Interview mit dem sächsischen NPD-Landtagsabgeordneten Arne Schimmer. "Natürlich diskutieren wir über die Inhalte, die unsere Verbandsbrüder vertreten", erklärt Schmidt. Dabei werde die NPD genauso behandelt wie CDU oder SPD.
Österreich Teil des Vaterlandes
"Wir vertreten keinen Grenz-, sondern einen kulturbezogenen Vaterlandsbegriff", so Schmidt. Da gehöre beispielsweise auch Österreich dazu. Dies und das Singen aller drei Strophen des Deutschlandliedes bedeutete aber noch keine Nähe zur rechten Szene. "Das ist Tradition. Wir lassen uns nicht vorschreiben, welche Musik als Ausdruck welcher politischen Richtung gilt." Die Burschenschaft sei eben nicht bereit, sich "der Political correctness anzubiedern".
Damit werfe die DB ein schlechtes Licht auf alle deutschen Studentenverbindungen, meint Kurth. Diese aber müssten sich auch viel deutlicher wehren, rät die Gießener Wissenschaftlerin: "Viele Verbindungen sind bis heute sehr zögerlich, sich eindeutig von der Burschenschaft abzugrenzen."
Andere "nicht schlechtreden"
"Wir sehen es als unsere Aufgabe, unsere Eigenheiten herauszustellen, nicht jedoch, andere schlechtzureden", entgegnet Wilhelm Neusel vom Wingolfsbund, einem großen christlichen Verband, der alle zwei Jahre ebenfalls auf der Wartburg feiert. Der Wingolf wolle die Unterschiede zur Deutschen Burschenschaft deutlich zeigen, die DB jedoch nicht an den Pranger stellen.
Ganz klar macht Neusel aber auch: "Für rechtsradikale Thesen haben wir absolut kein Verständnis." Mitglieder rechtsextremer Parteien würden nicht aufgenommen. "Sie haben in unserem Bund keinen Platz."
Theresa Münch, dpa