Keine Spur nach Brandanschlag

Erstveröffentlicht: 
24.05.2011

Die Polizei tappt noch immer im Dunkeln, wer den Brandanschlag am Berliner Ostkreuz verübt hat. Ein Bekennerschreiben halten die Ermittler allerdings für echt. Darin bekennen sich Extremisten der linken Szene zu der Tat. Nach wie vor muss im Berliner Bahnverkehr mit Ausfällen gerechnet werden.

 

Nach dem mutmaßlich linksextremen Brandanschlag am Berliner Bahnhof Ostkreuz sucht der Staatsschutz der Kriminalpolizei mit Hochdruck nach den Tätern. Erfolgsversprechende Erkenntnisse zu dem politisch motivierten Anschlag gebe es noch nicht, hieß es bei der Polizei. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit von der SPD verurteilte die Tat ebenso wie alle Parteien im Berliner Abgeordnetenhaus. Die Deutsche Polizeigewerkschaft sprach von einer "Vorstufe für neuen Terror". Ein Bekennerschreiben hält die Polizei für authentisch.

 

An die Adresse der Bahn wurden Forderungen laut, ihre Anlagen besser zu schützen. Weiterhin waren hunderttausende Menschen von den Einschränkungen im Bahnverkehr betroffen. Die Bahn repariere Tag und Nacht die defekten Leitungen, die bei dem Brand einer Kabelbrücke in der Nacht zum Montag zerstört wurden, hieß es. Der Bahnhof Ostkreuz ist der größte Umsteigebahnhof im Berliner S-Bahnnetz.

 

Gegen Atomkraft und Waffenexporte

 

Bahnchef Rüdiger Grube sagte der "Berliner Zeitung", die Bahn sei wie ihre Kunden Opfer. "Gegen solch einen hinterhältigen Anschlag kann man sich leider nicht zu hundert Prozent schützen." Trotzdem sei die Bahn das sicherste Verkehrsmittel.

 

Wowereit, der in Moskau ist, ließ mitteilen, er hoffe, "dass diese Tat schnell aufgeklärt wird und die Täter bestraft werden". Zunächst müssten die Ermittlungen des Staatsschutzes abgewartet werden. Falls sich der "sogenannte Bekennerbrief" als echt erweise, "würde es sich jedenfalls um Täter mit einem wirren Gedankenhintergrund handeln, die versuchen, angebliche politische Gründe für ihr kriminelles Handeln vorzuschieben", kritisierte der SPD-Politiker.

 

Im Internet veröffentlichten Linksextreme ein Schreiben, in dem sie den Anschlag mit ihrem Protest gegen Atomkraft, Waffenexporte und den deutschen Staat insgesamt begründeten. Bislang konnten Brandstifter, die nachts wiederholt Autos anzündeten, nur schwer gefasst werden.

"Vorstufe für neuen Terror"

 

Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, sieht den Brandanschlag als "Vorstufe für neuen Terror". "Das können dann auch Bombenanschläge sein", sagte Wendt der "Welt". Allerdings rechnet er nicht damit, dass sich aus der zunehmenden Radikalisierung der linken Szene eine neue Rote Armee Fraktion (RAF) entwickelt - weil "keine feste Gruppe wie die Baader-Meinhof-Bande existiert".

 

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer von der CSU sagte, die Gewalt radikaler Gruppen dürfe nicht geduldet werden. "Der Anschlag auf die Bahn ist auch ein Anschlag auf den Staat", sagte Ramsauer. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin erklärte: "Das waren keine AKW-Gegner, das waren einfach Idioten."                       dpa