Bahn sieht nach Anschlag keinen Grund für neues Sicherheitskonzept

Erstveröffentlicht: 
24.05.2011

Linke Extremisten haben am Montagmorgen mit einem Brandanschlag den S-Bahn-Verkehr in Berlin lahm gelegt. Das Unternehmen sieht indessen keine Notwendigkeit, sein Sicherheitskonzept zu überdenken.

 

Nach dem Brandanschlag auf die Berliner S-Bahn sieht das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn (DB) keinen Anlass für ein neues Sicherheitskonzept. „Wir überprüfen in Zusammenarbeit mit der Polizei ständig die Sicherheit, aber man kann die Gleise nicht permanent überwachen, hundertprozentige Sicherheit wird es nie geben“, sagte Bahnsprecher Burkhard Ahlert am Dienstag. Zuvor hatte der innenpolitische Sprecher der Berliner SPD-Fraktion, Thomas Kleineidam, die Sicherheitsvorkehrungen der Bahn als ungenügend kritisiert.

 

Zudem sei das Kabel, das in Brand gesteckt worden war, nur vorübergehend wegen der Bauarbeiten am Ostkreuz oberirdisch verlegt worden, sagte Ahlert. Der S-Bahnhof Ostkreuz im Stadtteil Friedrichshain, wo sich Stadtbahn und Ringbahn kreuzen, ist nach DB-Angaben der größte Nahverkehrsknoten Berlins. Der Umbau begann den Angaben zufolge 2006 und soll 2016 abgeschlossen sein.

 

Derweil laufen die Reparaturen nach dem Brand am frühen Montagmorgen weiter. „Es sind mindestens 50 Mitarbeiter Tag und Nacht mit den Reparaturarbeiten beschäftigt“, sagte Ahlert. Im Bereich Ostkreuz sei die Signal- und Sicherungstechnik dreier Stellwerke beschädigt worden. Am Dienstagmittag mussten Fahrgäste noch mit zahlreiche Einschränkungen rechnen.

 

Den Angaben zufolge besteht unter anderem weiter S-Bahn-Pendelverkehr zwischen den Bahnhöfen Ostkreuz, Rummelsburg und Warschauer Straße. Regional- und Fernverkehrszüge hielten derzeit nicht am Ostbahnhof. Eine genaue Prognose zum Ende der Reparaturarbeiten wollte Ahlert nicht geben, sie sollten am Dienstag aber „noch den Tag über andauern“.

 

Unterdessen sucht die Polizei weiter nach den Tätern des Anschlags. Ein im Internet veröffentlichtes Bekennerschreiben aus der linksautonomen Szene halten die Ermittler für echt.

 

Am Ostkreuz herrschte auch am Dienstagmorgen noch Chaos im Berufsverkehr. Immerhin funktionierten am unteren Bahnsteig die Lautsprecher. Auf den Bahngleisen der Ringbahn schweigen sowohl Anzeigetafeln als auch Lautsprecheranlagen.

 

Die Ansage schallte beinahe unaufhörlich über den S-Bahnhof Ostkreuz, während an den Bahnsteigen und auf den schmalen Brücken dichtes Gedränge herrschte. Was da aus den Lautsprechern dröhnte ließ schon erahnen, welche Odyssee so manchem Berufspendler an diesem Tag bevorstehen würde: ein endloser Strom an Reiseempfehlungen und möglichen Umsteigebahnhöfen.

 

Auf der S9 wurden die Züge am Dienstagmorgen nur zwischen den Bahnhöfen Treptower Park und Flughafen Schönefeld eingesetzt. Auf dem S-Bahn-Ring verkehrten die Bahnen lediglich im Zehn-Minuten-Takt.

 

Auch im Regionalverkehr kam es am Dienstagmorgen weiterhin zu Behinderungen. Die Züge der Regionalbahnlinie 2 mussten über Lichtenberg, Gesundbrunnen und Jungfernheide umgeleitet werden. Die RB 14 verkehrte lediglich zwischen Nauen und Ostbahnhof.

 

 

 

Weitere Informationen können Fahrgäste unter der Telefonnummer (030) 29743333 erfragen.

 

Außerdem kam es zu zahlreichen Staus auf den Straßen. Auch Teile des Telefonnetzes wurden durch den Stromausfall lahmgelegt. Dieses Problem konnte jedoch in der Nacht behoben werden. "Seit 1 Uhr stehen in Berlin und Umgebung alle Festnetz-Dienste wieder uneingeschränkt zur Verfügung", sagte ein Sprecher von Vodafone am Morgen. Die Mobilfunk-Services konnten bereits am Montagabend wieder genutzt werden.

 

In einem Bekennerschreiben erklärten Mitglieder der linksautonomen Szene ein, den Brand an den Kabeln gelegt zu haben. Eine konkrete Spur zu einzelnen Personen gebe es aber noch nicht, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag (TSP/dapd)