Linksextremisten haben sich zu Brandanschlag auf den Kabelschacht am Ostkreuz bekannt – und die Polizei stuft das Schreiben als authentisch ein. Doch weitere Spuren fehlen. Die Gewerkschaft der Polizei warnt vor einer neuen Stufe des Terrors.
Einen Tag nach dem linksextremen Brandanschlag auf Stromkabel, Signal-Leitungen der Bahn und Telefonleitungen in Berlin hat die Polizei offiziell noch keine heißen Spuren zu den Tätern. Neue Erkenntnisse lägen noch nicht vor, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag. Bisher fand die Polizei Spuren eines Brandbeschleunigers - Benzin oder eine ähnliche Flüssigkeit - am Tatort nahe dem Bahnhof Ostkreuz. Im Internet veröffentlichten Linksextreme ein Bekennerschreiben und begründeten den Anschlag mit ihrem Protest gegen Atomkraft, Waffenexporte und den deutschen Staat insgesamt.
Gewerkschaft warnt vor neuem Terror
Der Anschlag markiert nach Ansicht der Gewerkschaft der Polizei (GdP) eine „neue Eskalationsstufe des linksextremistischen Terrors“. Der Gewerkschaftsvorsitzende Bernhard Witthaut forderte daher eine intensivere Bekämpfung des Linksextremismus. Berlin stehe vor einer neuen sicherheitspolitischen Herausforderung. „Auch der RAF-Terror hat mit der verharmlosenden sogenannten Gewalt gegen Sachen begonnen. Später wurden Menschen ermordet“, mahnte Witthaut.
Der Gewerkschafter forderte eine personelle Verstärkung des Verfassungsschutzes und des polizeilichen Staatsschutzes. Die Warnungen des Verfassungsschutzes, wonach in der Hauptstadt bundesweit die meisten gewaltbereiten Linksextremisten lebten und die gewaltbereite linksextremistische Szene immer aggressiver werde, sollten deutlich ernster genommen werden, verlangte der GdP-Vorsitzende. Rund 1.100 Angehörige der Szene werden nach seinen Angaben als gewaltbereit eingeschätzt.
Bahn hält Sicherheitskonzept für ausreichend
Bei dem Anschlag war es den Tätern gelungen, mit einem einfachen Brandsatz auf einen leicht zugänglichen Kabelschacht den Bahnverkehr im Osten Berlin und auch Leitungen für Internet, Mobilfunk sowie Fernsehen lahm zu legen. Der innenpolitische Sprecher der Berliner SPD-Fraktion, Thomas Kleineidam, kritisierte die Sicherheitsvorkehrungen der Bahn daraufhin als ungenügend.
Die Bahn sieht allerdings keinen Grund für neues Sicherheitskonzept. „Wir überprüfen in Zusammenarbeit mit der Polizei ständig die Sicherheit, aber man kann die Gleise nicht permanent überwachen, hundertprozentige Sicherheit wird es nie geben“, sagte Bahnsprecher Burkhard Ahlert. Zudem sei das Kabel, das in Brand gesteckt worden war, nur vorübergehend wegen der Bauarbeiten am Ostkreuz oberirdisch verlegt worden, sagte Ahlert.
Bahnchaos hält an
Die Reparaturen der Kabel laufen weiter auf Hochtouren. „Es sind mindestens 50 Mitarbeiter Tag und Nacht mit den Reparaturarbeiten beschäftigt“, sagte Ahlert. Im Bereich Ostkreuz sei die Signal- und Sicherungstechnik dreier Stellwerke beschädigt worden. Am Dienstagmittag mussten Fahrgäste noch mit zahlreiche Einschränkungen rechnen.
Den Angaben zufolge besteht unter anderem weiter S-Bahn-Pendelverkehr zwischen den Bahnhöfen Ostkreuz, Rummelsburg und Warschauer Straße. Regional- und Fernverkehrszüge hielten derzeit nicht am Ostbahnhof. Eine genaue Prognose zum Ende der Reparaturarbeiten wollte Ahlert nicht geben, sie sollten am Dienstag aber „noch den Tag über andauern“.