Winterbach. Rechtsextremer Brandanschlag: die Staatsanwaltschaft ermittelt auch wegen versuchten Mordes. Von Frank Rodenhausen
Im Zusammenhang mit dem Brandanschlag von Rechtsextremisten auf fünf junge Männer am Wochenende in Winterbach (Rems-Murr-Kreis) hat die Polizei gestern weitere Zeugen vernommen. Wie berichtet, hatte eine Gruppe von Neonazis in der Nacht zum Sonntag auf einem Grundstück auf dem Engelberg ein Gartenhäuschen angezündet, in das sich fünf Männer ausländischer Herkunft vor ihnen geflüchtet hatten. Zuvor war es zu einer Prügelei mit mehreren Beteiligten gekommen, nachdem die Rechtsextremisten einen der jungen Männer auf einem Feldweg beinahe umgefahren hatten.
Claudia Krauth, die Sprecherin der Staatsanwaltschaft in Stuttgart, erklärte, dass ihre Behörde wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung und des versuchten Mordes ermittle. Versuchter Mord wird mit einem Freiheitsentzug von nicht unter drei Jahren bestraft, schwere Brandstiftung nicht unter einem Jahr. Die 14 bereits im Laufe des vergangenen Sonntags vorläufig festgenommenen Verdächtigen mussten allerdings längst wieder auf freien Fuß gesetzt werden, weil ihnen die Taten nicht eindeutig zugeordnet werden konnten. Die Opfer seien in der Tatnacht um ihr Leben gerannt, sagte der Waiblinger Polizeisprecher Klaus Hinderer gestern. Sie hätten ihre Peiniger aus diesem Grund nicht zweifelsfrei identifizieren können.
Bei den Vernehmungen der Tatverdächtigen sei man auf eine breite Mauer des Schweigens gestoßen. Auch die übrigen der rund 30 Partygäste auf dem Grundstück eines der Polizei einschlägig bekannten 35-jährigen Rechtsaktivisten waren offenbar nicht viel auskunftsfreudiger. Immerhin seien die meisten der Gäste der Geburtstagsparty namentlich bekannt. Es sei ein „mühevolles Puzzle”, alle Erkenntnisse aus den Befragungen miteinander abzugleichen, sagte der Polizeisprecher Hinderer.
Über die Rekonstruktion der Brandstiftung wollte der Polizeisprecher „aus ermittlungstaktischen Gründen” gestern keine Auskunft geben, auch nicht über das weitere Vorgehen. Die zurzeit 16-köpfige Ermittlungsgruppe „Gartenhütte” arbeite mit Hochdruck an der Aufklärung.
Eine strategische Änderung bei der Bekämpfung rechtsradikaler Umtriebe im Kreis ist vorerst wohl nicht zu erwarten. Zwar hat der Rems-Murr-Landrat Johannes Fuchs am Montag verlauten lassen, dass ein „konsequentes und energisches Vorgehen” notwendig sei, falls sich der Verdacht eines rechtsextrem motivierten Anschlags bestätigen sollte. Genauer definiert hat er dieses Vorgehen indes nicht.