Bundesanwalt ermittelt wegen Mordversuchs

Erstveröffentlicht: 
13.04.2011

Der Generalbundesanwalt in Karlsruhe hat die Ermittlungen zu dem Anschlag auf eine Polizeiwache in Berlin-Friedrichshain an sich gezogen - und im Internet ist ein mutmaßliches Bekennerschreiben aufgetaucht.

 

Der Generalbundesanwalt in Karlsruhe hat die Ermittlungen zu dem Angriff auf eine Berliner Polizeiwache an sich gezogen. Das teilte ein Sprecher der Berliner Polizei mit. Der Generalbundesanwalt ist auf dem Gebiet des Staatsschutzes, also der Verfolgung von politisch motivierten Straftaten, die oberste Strafverfolgungsbehörde der Bundesrepublik Deutschland. Die Karlsruher Behörde hat die Ermittlungen übernommen, weil sie den Anschlag als einen Fall von größerer Bedeutung einschätzt. Ein Sprecher des Generalbundesanwalts begründete dies damit, dass es bei dem Anschlag mit Farbe, Steinen und Brandsätzen am Montag nicht nur zu einer Sachbeschädigung kam, sondern sich auch ein Mensch in großer Gefahr befand.

 

Am Montagmorgen war die Wache angegriffen worden. Die Täter nutzten nicht, wie ursprünglich angenommen, den Einlass eines Beschäftigten einer Reinigungsfirma. „Die Außentür war defekt und hat deshalb zur Hälfte offen gestanden. Die Täter haben den Brandsatz hineingeworfen, obwohl sie erkennen konnten, dass dort ein Mensch im Vorraum war“, sagte Berlins Polizeipräsident Dieter Glietsch der Nachrichtenagentur dpa. Ein Mitarbeiter eines Reinigungsunternehmens hatte das gesicherte Gebäude kurz zuvor betreten und befand sich noch in der Sicherheitsschleuse.

 

Die 27 Jahre alte Reinigungskraft entkam nur knapp den Flammen und wurde nicht verletzt, erlitt aber einen Schock. Für die Bundesanwaltschaft stellt sich der Sachverhalt so dar, dass die Täter eine Tötung billigend in Kauf genommen haben – darum wird wegen „versuchten gemeinschaftlichen Mordversuchs“ ermittelt, außerdem wegen gemeinschaftlicher besonders schwerer Brandstiftung. Nach Angaben des Sprechers beauftragt die Bundesanwaltschaft Bundes- und Landeskriminalamt mit den weiteren Ermittlungen.

 

Inzwischen ist auf mehreren Internetseiten ein mutmaßliches Bekennerschreiben der Täter veröffentlicht worden. In dem Text, der mit "autonome Gruppen" unterzeichnet ist, wird der Anschlag auf die Polizeiwache unter anderem in einen Zusammenhang mit der Räumung des Hauses Liebigstraße 14 gestellt. Zu der Attacke selbst heißt es dort wörtlich (und in durchgehender Kleinschreibung): „gleich vorweg wollen wir klar stellen dass zum zeitpunkt als die brandsätze durch die offen stehende tür in den vorraum flogen sich der bulle bereits aus diesem entfernt hatte und somit keiner direkten gefahr ausgesetzt war.“ Tatsächlich aber wurden die Brandsätze in dem Moment durch die Tür der Wache geworfen, als sich der Reinigungs-Mitarbeiter in der Sicherheitsschleuse befand. Ein Polizist zog den Mann durch eine zweite Tür und bewahrte ihn so womöglich vor Verletzungen.

 

Weiter heißt es: „von dieser wache werden die einsätze gefahren um den reibungslosen ablauf von kommerz und profitmaximierung im friedrichshainer kiez zu sichern“ – gemeint ist unter anderem die Räumung des Hauses in der Liebigstraße 14. Auch als Vorgriff auf Aktionen am 1. Mai wollen die bislang unbekannten Verfasser des Textes den Anschlag verstanden wissen: „tatsächlich haben wir verdammt viele gute gründe mal so richtig auf den putz zu hauen“ – angekündigt wird ein „enstchlossener gegenangriff“ auf den „kapitalistischen wahnsinn“. Geprüft wird nun, ob das Schreiben, das mit „für die Revolte!“ endet, authentisch ist.   dpa/sei/mtt/dino