Unbekannte haben am frühen Montagmorgen den Polizeiabschnitt 51 in Friedrichshain angegriffen. Es flogen mehrere Brandsätze und Steine durch Fenster und Türen in das Gebäude. Die vermummten Täter flüchteten.
Mit dem Angriff auf den Polizeiabschnitt 51 in Friedrichshain haben die Anschläge der linksextremen Szene vor dem 1. Mai eine neue Stufe der Gewaltbereitschaft erreicht: Die Vermummten, die Molotow-Cocktails auf den erst im vorigen Jahr neu sanierten Abschnitt schleuderten, nahmen billigend in Kauf, dass eine Reinigungskraft, die sich im Vorraum befand, getroffen wurde. Der Mann war vom einer circa zwei Meter hohen Stichflamme umgeben. Nur durch Glück erlitt er keine Brandverletzungen. Doch er stand anschließend unter schwerem Schock. Wie Ermittler am Tatort sagten, sei es bei diesen Umständen nicht ausgeschlossen, dass die Staatsanwaltschaft diesen Anschlag als Mordversuch einstufen wird.
Sechs Maskierte hatten sich gegen 5.35 Uhr vor dem Gebäude des Polizeiabschnitts 51 in der Wedekindstraße versammelt. Die Vermummten warfen Pflastersteine und zwei Brandsätze, von denen einer vor dem Gebäude landete. Der zweite flog dann in den Vorraum, wo die Reinigungskraft stand. Der Mann wollte wenig später seine Arbeit beginnen. Er war von einer zwei Meter hohen Stichflamme umhüllt. Polizisten zogen den Zivilisten eilig ins Gebäude. Er blieb äußerlich unverletzt, erlitt aber einen schweren Schock. Der Wachleiter des Abschnitts, ein Polizeihauptkommissar, sprang sofort aus dem Fenster im Hochparterre, nachdem er die Einschläge bemerkt hatte, und verfolgte die Angreifer. Sie waren mit Fahrrädern geflüchtet. Dem Wachleiter gelang es sogar, einen der Tatverdächtigen festzuhalten, doch er wehrte sich so heftig, dass er es schaffte, zu entkommen. Bei dem Gerangel erlitt der Polizist leichte Verletzungen an den Armen.
Da die Angreifer spitze Metallteile, die Autoreifen zerfetzen können - so genannte Krähenfüße - auf der Straße verteilt hatten, musste der Abschnitt zeitweise gesperrt werden. Die Angreifer hatten zudem kleine und große Pflastersteine mitgebracht und sie gegen das Gebäude geschleudert. Doch das stabile Sicherheitsglas des Abschnitts hielt der Wucht der Steine stand.
Die Polizei geht von einem "Vorgeplänkel" im Zusammenhang mit dem 1. Mai aus. Der Polizeiabschnitt 51 war zuständig für die Räumung des linksalternativen Hausprojekts "Liebig14". Insofern könnte es sich auch um eine Vergeltungsaktion der linksautonomen Szene handeln. Dass die Szene schon Wochen vor dem 1. Mai Anschläge von dieser Größenordnung ausübt, ist außergewöhnlich. Ein Bezichtigungsschreiben liegt derzeit nicht vor.
Die Polizei geht derzeit von sechs Angreifern aus. Bis zum Vormittag untersuchten Spezialisten der Spurensicherung sowie Sprengstoffexperten akribisch restliche Glasscherben und die Pflastersteine und dokumentierten die Funde.
Bereits in der Silvesternacht hatte es einen Anschlag auf den Polizeiabschnitt 31 in der Invalidenstraße in Mitte gegeben. Linksautonome hatten sich danach dazu bekannt. Bei der nächtlichen Attacke hatten sie Pflastersteine und Bierflaschen gegen die Fassade geworfen. Anschließend zerbarsten zwei Brandsätze im Eingangsbereich. Das Feuer konnte von den Polizeibeamten schnell gelöscht werden.
Erst zwei Wochen ist es her, dass der Polizeiabschnitt 12 Am Nordgraben im Wittenau Ziel eines Anschlags geworden war. Unbekannte Täter verteilten so genannte Krähenfüße vor die Einfahrt des Abschnitts. Durch die Stahlkrallen wurden die Reifen von insgesamt sieben Polizeifahrzeugen durchbohrt. Bei den Autos handelt es sich um sechs Funkwagen des Abschnitts sowie einen Einsatzwagen einer Hundertschaft.