Asylantrag von Deserteur Shepherd abgelehnt

Erstveröffentlicht: 
07.04.2011

Es gebe keine Anhaltspunkte, dass der US-Soldat André Shepherd bei einem erneuten Einsatz im Irak in Kriegsverbrechen verwickelt werden könnte. Sein Asylantrag in Deutschland wird deshalb abgelehnt. In den USA könnte ihm die Todesstrafe drohen.

 

Gegen die Entscheidung der Behörde wird der heute 33-Jährige wohl beim zuständigen Verwaltungsgericht klagen. Er hatte jedenfalls in Gesprächen mit der Frankfurter Rundschau immer angekündigt, alle Rechtsmittel ausschöpfen zu wollen. „Bei diesem Antrag geht es um Fragen von grundsätzlicher Bedeutung“, sagte Bernd Mesovic, der sich seit 30 Jahren für Flüchtlinge einsetzt. „Solch ein Streit könnte bis hinauf auf die europäische Ebene geführt werden.“ Klagen gegen abgelehnte Asylanträge seien nach seiner Erfahrung in großer Zahl erfolgreich

 

Am heutigen Donnerstag will er sich öffentlich dazu äußern. Sollte all das fehlschlagen, könnte er in die USA abgeschoben werden. Dort droht ihm eine Haftstrafe – oder gar die Todesstrafe.

 

Der US-Soldat zog nach seinem Einsatz im Irak in den Jahren 2004 und 2005 den Schluss, nie wieder in den „völkerrechtswidrigen Krieg“ im Zweistromland zurückzukehren. Deshalb entfernte er sich 2007 von der Truppe, die inzwischen im Süden Deutschlands stationiert war, und tauchte unter. 2008 beantragte er Asyl. Die deutschen Behörden brachten ihn zunächst in der Nähe von Karlsruhe unter – ausgerechnet mit Irakern, deren Landsleute er zuvor im Kriegsgebiet als Feinde kennenlernte.

 

In Baden-Württemberg versuchte er beruflich wie privat Fuß zu fassen. Dabei unterstützen ihn Friedensaktivisten und Connection, eine deutsche Organisation, die Kriegsdienstverweigerern aus anderen Ländern hilft. Im Jahr 2009 heiratete er eine Deutsche und zog nach Bayern in die Nähe des Chiemsees. So oft es ging, informierte Shepherd bei Veranstaltungen über den Irak-Krieg und wurde auf diesem Weg vor allem bei Kriegsgegnern bekannt.

 

Es gebe jedoch keine Anhaltspunkte dafür, dass Shepherd bei einem erneuten Einsatz im Irak in Kriegsverbrechen oder andere Straftaten verwickelt werden könnte, gab das Bundesamt nun bekannt.

 

Shepherd war seit September 2004 im Irak im Einsatz, um US- Kampfhubschrauber zu reparieren. Nachdem seine Einheit im Februar 2005 nach Deutschland zurückverlegt wurde, verlängerte er laut Bundesamt zweimal seinen Vertrag mit den US-Streitkräften auf eine Dauer von insgesamt acht Jahren. Der Soldat habe aber keine konkreten Straftaten nennen können, die von seiner Einheit während seines ersten Einsatzes begangen worden wären, heißt es in der Mitteilung des Bundesamtes. „Zudem läuft er als Hubschraubermechaniker nicht Gefahr, selbst in Kampfhandlungen und dabei mögliche Straftaten verwickelt zu werden.“ Bereits vor seinem Einsatz im Irak hätten die dortigen Streitkräfte bereits kapituliert. Es komme also nicht mehr auf die Frage an, ob der Einmarsch der Koalitionsstreitkräfte gegen das Völkerrecht verstoße oder nicht. (mit dpa)