Rund 200 Menschen demonstrierten am Samstag in Villingen gegen die Nationaldemokratische Partei Deutschland (NPD). Landesweit dazu aufgerufen und organisiert wurde die Demo vom „Aktionsbündnis gegen Rechts VS“, das sich vor kurzem in der Doppelstadt gegründet hat und der Linken Aktion Villingen-Schwenningen.
Eine Sprecherin sagte, man habe mit mindestens 500 Personen gerechnet. Doch wohl aufgrund des schlechten Wetters fiel die Kundgebung deutlich kleiner als geplant aus.
Die Demonstration „Keine Stimme der NPD“ richtete sich neben der als menschenverachtend bezeichneten Politik der NPD im Allgemeinen insbesondere gegen den in Villingen-Schwenningen wohnhaften baden-württembergischen Vorsitzenden der NPD und Mitglied des Kreis- und Gemeinderates, Jürgen Schützinger. Außerdem richtete sich die Demo gegen das Gasthaus Bertholdshöhe, das nach den Aussagen der Aktivisten seine Räumlichkeiten für NPD-Versammlungen zur Verfügung stellt. Wie der SÜDKURIER bereits berichtete, bestreitet der Wirt die Vorwürfe.
Während an dem Aufzug auch einige Bürger friedlich gegen den
Faschismus und gegen Nazis demonstrierten, machte sich bei den
überwiegend jugendlichen Mitgliedern des Aktionsbündnisses eine
aggressive Stimmung breit. Offenbar, weil sie Rachezüge der politisch
rechten Szene fürchteten, verhüllten sie ihre Gesichter vor den
Fotografen mit Kapuzen und Schals. Selbst gegenüber der Polizei, die mit
einem starken Aufgebot dafür sorgte, dass die Kundgebung in geordneten
Bahnen verlief, verhielten sich die Aktivisten äußerst unkooperativ.
So verweigerten sie Polizeichef Roland Wössner für eine
organisatorische Durchsage die Lautsprecheranlage zu benutzen. Auch
versuchten einzelne gewaltbereite Demonstranten, Polizisten zu
provozieren. Sie wickelten Beamte mit ihren Bannern ein und versuchten,
sie mit den Stöcken der Banner zu attackieren und zu verletzen.
Offensichtlich waren die Aktivisten auf Krawall aus. Auf einem
Flugblatt, das unter den Demonstranten verteilt wurde, wurden
Instruktionen für den Fall des polizeilichen Gewahrsams gegeben.
Wie Polizeichef Roland Wössner sagte, habe er die Aktion zwar als friedlich eingestuft, dennoch hielt er neben den Polizisten, die die Demonstration begleiteten, vorsorglich einen kompletten Einsatzzug in Bereitschaft im Hintergrund. Der bezog beim Gasthaus Bertholdshöhe Stellung und bewachte das Gebäude auch lange nach Ende der Kundgebung vor eventuellen „Besuchen“ der aufgebrachten Aktivisten.
Im Verlauf der Kundgebung, bei der die Demonstranten vom Bahnhof
Parolen grölend durch die Innenstadt zunächst auf den Marktplatz und
anschließend vor das Gasthaus Bertholdshöhe zogen um dort ebenfalls zu
protestieren, gab es etliche Sachbeschädigungen. Teilnehmer der Demo
zerstörten mehrere NPD-Wahlplakate entlang der Strecke. Dass die
Aktivisten durchaus gewaltbereit waren, zeigte sich am Schluss.
Als die Kundgebung bereits zu Ende war, kam es zu einer gefährlichen
Körperverletzung. Ein junger Passant, der die Annahme eines Flugblattes
verweigerte, wurde laut Polizei von fünf aufgebrachten Aktivisten gegen
15.10 Uhr in der Niederen Straße verprügelt. Der Mann erlitt eine
Platzwunde, die im Krankenhaus genäht werden musste. Trotz sofort
eingeleiteter Suche konnten die Täter nicht dingfest gemacht werden. Die
Polizei bittet mögliche Zeugen, sich beim Revier Villingen zu melden
(07721-601-0).
Bereits vor der Demonstration hatte die Polizei zu tun. Vor einer Bäckerei direkt vor dem Bahnhof sowie in der Nähe des Marktplatzes kam es zu Schlägereien zwischen Demonstranten und Mitgliedern des politisch rechten Spektrums. Zehn Personen erhielten von der Polizei einen Platzverweis.