Nazischläger verurteilt

Erstveröffentlicht: 
17.02.2011

Sie schlugen und traten auf ihr Opfer ein, bis es bewusstlos liegen blieb. Am Mittwoch wurden zwei Neonazis für den brutalen Angriff im Sommer vergangenen Jahres zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

 

Sie schlugen und traten auf ihr Opfer ein, bis es bewusstlos liegen blieb. Am Mittwoch wurden zwei Neonazis für den brutalen Angriff im Sommer vergangenen Jahres vor dem Amtsgericht Tiergarten zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Der Richter sah es als erwiesen an, dass die beiden arbeitslosen Maler ihr 23-jähriges Opfer erst grundlos in Oberschöneweide in einer Tram verprügelten, ihm anschließend mit einem Auto bis nach Hohenschönhausen folgten und dort erneut angriffen. Das Opfer kann sich an den Abend nicht erinnern. Die Täter hätten „massive Gewalt ohne jeden Anlass“ eingesetzt, so die Urteilsbegründung. Ein politisches Tatmotiv schloss der Richter jedoch aus.

Josef I. (30) wurde für die Schläge zu zwei Jahren Haft wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt. Er ist seit zehn Jahren in der Naziszene aktiv und wurde schon mehrfach wegen Gewalttaten, Raub und Volksverhetzung aktenkundig. Ähnlich sieht es bei dem zweiten Täter Denis Sch. (28) aus. Insgesamt 15 Mal wurde bereits gegen ihn ermittelt, unter anderem wegen Raubs, Körperverletzung, Diebstahls und wegen des Zeigens von Nazisymbolen. Er wurde wegen gefährlicher Körperverletzung und Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen zu einem Jahr und zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Zusätzlich muss er 150 Arbeitsstunden leisten und ein Anti-Aggressionstraining absolvieren. Die Ermittler hatten bei Sch. in der Wohnung massenweise Anstecker mit Hakenkreuzen und anderen verbotenen Symbolen gefunden.

Das vergleichsweise milde Urteil hängt damit zusammen, dass er kurz nach seiner Festnahme im Oktober die Tat umfassend gestanden und auch seine Mittäter genannt hatte. Doch durch seine Aussagen zog er den Zorn der rechtsextremen Szene auf sich. Im Internet haben Neonazis ein Foto von ihm samt persönlicher Daten aus den Prozessakten veröffentlicht und drohen offen mit Rache gegen „den Verräter“. „Ich fürchte um die Gesundheit von mir und meiner Familie“, ließ der sichtlich mitgenommene Angeklagte in einer Erklärung von seinem Anwalt verlesen. Die Bedrohung durch die Szene mache ihm mehr zu schaffen als der Prozess selbst.

Im Publikum saßen fast ausschließlich ehemalige „Kameraden“, darunter Mitglieder der verbotenen Gruppe Frontbann 24 und andere Szenekader. Den Rechten ging es offensichtlich auch darum, gezielt die vorgeladenen Zeugen einzuschüchtern. Mehrfach musste der Richter den nervösen Augenzeugen versichern, dass sie sich keine Sorgen um ihre Sicherheit machen müssten. Polizisten in Zivil beobachten im Saal die rund 25 Neonazis. Der Prozess gegen zwei weitere mutmaßliche Angreifer soll demnächst beginnen.