Ausschreitungen nach der Hausräumung sollen nach Medienangaben eine Millionen Euro Schaden verursacht habe. Dabei ist offen, ob die Summe niedriger oder höher liegt. VON SIMON POELCHAU
Die Million ist in Berlin eine beliebte Zahl. Bei Großveranstaltungen wird sie schnell als Besucherzahl genannt. Auch nach der Räumung des Hausprojektes Liebigstraße 14 steht sie im Raum: als Schaden, der durch die anschließenden Krawalle enstanden sei. "Fast eine Million Sachschaden", schrieb am Freitag der Berliner Kurier, "mindestens eine Million", heiß es gar in der B.Z. Beide beriefen sich auf Polizeipräsident Dieter Gliesch. Der hatte zuvor nur gesagt, er könne nicht ausschließen, dass der von Linksautonomen für den Fall einer Räumung angekündigte Millionenschaden eingetreten ist - weil niemand die genaue Summe kenne. "Es wird noch mindestens einen Monat dauern, bis man die Schäden verlässlich abschätzen kann", sagte ein Polizeisprecher am Freitag.
In der Nacht zu Donnerstag waren vor allem Schaufenster eingeworfen worden. Die Scheiben in der O2-World wurden beschädigt, ein BVG-Bus, mehrere Banken, Laternen, Geschäfte und Autos wurden in der Nacht zum Donnerstag angegriffen. Schon ein einfaches Schaufenster kostet rund 2.300 Euro. "Da haben wir bei einem Großkunden, bei dem wir 18 Scheiben ersetzen müssen, eine Rechnung von bis zu 50.000 Euro", erzählte Peter Jenk von der Glaserei Plickert. In Steglitz, wo in der Schloßstraße randaliert wurde, war Jenk für Kunden unterwegs. Dort seien am Donnerstag rund zehn Glaserfirmen tätig gewesen.
Bei Banken wird die Reparatur noch teurer, weil hier Spezialglas benötigt wird. "Aber auch Geldautomaten und Kontoauszudrucker wurden beschädigt", erzählt Sparkassen-Sprecherin Constanze Stempel. Den Gesamtschaden an den 14 angegriffenen Filalen kann sie noch nicht abschätzen.
Peanuts ist da fast eine entglaste Telefonzelle. Rund 200 Euro koste die Reparatur, so Telekom-Sprecher Georg von Wagner. Relativ glimpflich davongekommen ist auch die BVG. An dem attackierten Bus entstanden 5.000 Euro Sachschaden. Teuer wurden dagegen die Straßenlaternen in der Frankfurter Allee. 2.000 Euro kostet der Ersatz.
Verlässlich ist nur dies: Von den 82 in der Krawallnacht Festgenommen saß am Freitag nur noch einer hinter Gittern. Gegen acht weitere wurde zwar Haftbefehl wegen schweren Landfriedensbruchs erlassen, sie wurden aber von der Untersuchungshaft verschont.