Magdeburger möchten Rechte an den Rand drängen

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Erstveröffentlicht: 
14.01.2011

»Meile der Demokratie« zum Jahrestag der Zerstörung / Linke Gruppen wollen geplanten Nazi-Aufmarsch blockieren

 

Von Hendrik Lasch, Magdeburg


Zum dritten Mal wollen Magdeburger Bürger mit einer »Meile der Demokratie« Rechtsextreme aus dem Stadtzentrum fern halten, die am Jahrestag der Zerstörung zu einer Demonstration laden – auch, um sich so für den 13. Februar in Dresden warm zu laufen.

Es gibt Musik, Gesprächsrunden, eine Menschenkette, Theater und am Ende sogar einen Lampionumzug: Zum dritten Mal wird im Zentrum von Magdeburg am Samstag zur »Meile der Demokratie« geladen. Einen Tag vor dem 66. Jahrestag der Zerstörung der Stadt am Ende des Zweiten Weltkriegs soll so ein »deutliches und sichtbares Zeichen für ein demokratisches und tolerantes Magdeburg« gesetzt werden, heißt es in einem Aufruf, den neben dem SPD-Rathauschef Lutz Trümper und Landtagspräsident Dieter Steinecke (CDU) viele Politiker demokratischer Parteien sowie Vertreter von Gewerkschaften, Kirchen, Vereinen wie auch dem Theater unterzeichnet haben.

Auslöser für die Aktionen ist ein Aufmarsch, zu dem wie schon seit mehreren Jahren die rechtsextreme Szene bundesweit aufruft. Wie in anderen kriegszerstörten Städten sucht man das Gedenken an die Opfer zu vereinnahmen. In einem Video werden daher die alliierten Luftangriffe am 16. Januar 1945 als »Massaker« bezeichnet. Solche Begriffe sollten die damaligen Toten mit den Ermordeten in KZ und Vernichtungslagern gleichsetzen und »den Holocaust verharmlosen«, heißt es dagegen im Bündnis-Aufruf. So sprechen die Nazis denn auch von 16 000 Toden; in offiziellen Berichten ist von über 2000 Opfern der Angriffe die Rede, bei denen 90 Prozent der Innenstadt zerstört wurden.

Der Naziaufmarsch, zu dem vor einem Jahr über 800 Teilnehmer kamen und der als Generalprobe für das europaweit größte derartige Spektakel am 13. oder 19. Februar in Dresden gilt, soll mittags vor dem Hauptbahnhof beginnen und über den Hasselbachplatz zum Bahnhof Buckau führen. Im Internet maulen Kameraden, man werde vermutlich wieder durch wenig bewohnte Straßen laufen. Allerdings sind zentralere Plätze durch die »Meile der Demokratie« belegt, die sich quer durch die Stadt vom Universitätsplatz zum Breiten Weg erstreckt. »Es geht darum, Plätze zu besetzen«, sagt Eva von Angern, Stadtchefin der LINKEN und Mitglied im Bündnis gegen Rechts.

Anders als für Dresden, gibt es für Magdeburg kein breites, bundesweites Blockadebündnis. Allerdings rufen linksautonome Gruppen dazu auf, sich der Demonstration der Nazis entgegenzustellen. 2010 folgten einer entsprechenden Einladung rund 500 Teilnehmer.

Dem bewusst farbenfrohen Bekenntnis zu Demokratie und Toleranz folgt am Sonntag, dem eigentlichen Jahrestag der Zerstörung, das stille Gedenken auf dem Westfriedhof. Abzuwarten bleibt, ob die Rechtsextremen auch dort versuchen, Flagge zu zeigen. 2009 gelang es deren Vertretern, sich in den Zug der Trauernden einzureihen und einen Kranz niederzulegen. Diesen ließ die Stadt aber später entfernen, was frustrierte Rechte zu einer spontanen Kundgebung vor dem Privathaus des Oberbürgermeisters veranlasste. Im vorigen Jahr traten die Rechten offiziell auf dem Friedhof nicht in Erscheinung. Diesmal steht indes die Landtagswahl vor der Tür, und geschichtsrevisionistische Positionen gehören zum »Markenkern« der in Sachsen-Anhalt mit großen Erwartungen antretenden NPD, die, wie die Nachwuchstruppe JN, den Aufruf zur Demonstration unterstützt.