Brandanschlag auf Pharmakonzern AstraZeneca

42 Feuerwehrleute konnten den Brand bei AstraZeneca in Wedel schnell löschen.Foto: TV NEWS KONTOR
Erstveröffentlicht: 
10.12.2010

Schaden am Gebäude von AstraZeneca ist gering, das Feuer wurde schnell gelöscht. Möglicherweise waren militante Tierschützer am Werk Arne Kolarczyk, Jörg Frenzel

 

WEDEL. Brandanschlag auf das Gebäude des Pharmakonzerns AstraZeneca in Wedel: In der Nacht zu Donnerstag haben Unbekannte mehrere Brandsätze an der Fassade der Firma am Tinsdaler Weg platziert. Um kurz vor 2 Uhr lösten sie aus und setzten die Fassade in Brand. Nur dank der Brandmeldeanlage und des schnellen Einsatzes der Wedeler Feuerwehr konnte ein großer Schaden verhindert werden. Möglicherweise waren militante Tierschützer am Werk.

 

Als die Feuerwehrleute eintrafen, standen Teile der Fassade in Flammen. Auch war bereits Rauch in das Gebäude gezogen. Den 42 eingesetzten Brandschützern gelang es in letzter Sekunde, den Brand zu löschen, ehe er in die Isolierung der Fassaden eindringen konnte. Noch in der Nacht wurden Experten des Kampfmittelräumdienstes aus Kiel hinzugezogen, die die Brandsätze bergen mussten.

 

Die Hintergründe des Anschlags sind noch völlig unklar. Die Ermittlungen hat das Staatsschutz-Kommissariat der Bezirkskriminalinspektion Itzehoe übernommen. "Einer der selbstgebauten Brandsätze konnte sichergestellt werden und wird jetzt kriminaltechnisch untersucht", erläutert Bki-Sprecher Holger Fenske. Dazu wurden auch Spezialisten des Landeskriminalamtes hinzugezogen. Die Experten sollen klären, welche Bauteile verwendet worden sind und ob derartige Brandsätze bereits bei anderen Taten verwendet wurden.

 

Möglicherweise wurde der Anschlag von militanten Tierschützern verübt. AstraZeneca ist seit längerem im Visier verschiedener Gruppen, weil der Konzern als Kunde des britischen Tierversuchslabors Huntington Life Science gilt. Die selbst ernannten Tierschützer haben bereits mehrere Brandschläge auf andere Firmen, die mit diesem Labor zusammen arbeiten, verübt. So brannte etwa im vorigen Jahr das Ferienhaus von Novartis-Chef Daniel Vasella in Österreich nieder. Zu dieser Tat bekannte sich die Organisation MFAH (Militant Forces Against Huntington Life Science). Zum Anschlag in Wedel lag bis Redaktionsschluss noch kein Bekennerschreiben vor. Vor einem Jahr hatten mehrmals Tierschützer vor den Werkstoren von AstraZeneca protestiert. Sie stammten von der "Veganarchista conspiracy", Ortsgruppe Hamburg. Damals blieb alles friedlich.

 

Eine Unternehmenssprecherin des Pharmakonzerns hält sich bedeckt. "Es besteht der Verdacht, dass Brandstiftung Ursache für das Feuer war. Personen sind nicht zu Schaden gekommen. Die Brandmeldeanlage hat frühzeitig die Feuerwehr alarmiert, das Gebäude hat geringen Schaden genommen. Feuerwehr und Polizei waren vor Ort. In dem Gebäude arbeiten aktuell keine Personen. Die Kriminalpolizei Itzehoe führt die laufende Untersuchung durch", heißt es in der Mitteilung. Auf Nachfrage, ob eventuell militante Tierschützer verantwortlich sein könnten, sagte die Unternehmenssprecherin, dass sie sich an Spekulationen nicht beteilige wolle. Bereits gestern Nachmittag war mit Ausbesserungsarbeiten an der Fassade begonnen worden.