Dabei klingt die Meldung so unschuldig. "Aus aktuellem Anlass", verlautbart da das Freiburger Theater, gebe es am heutigen Freitag um 11 Uhr "anstelle des aus Sicherheitsgründen abgesagten Kinderstücks im Bühnenhaus die Vorstellung ,Carmen go home? – Eine Lesung von Roma-Biografien‘". Zu hören seien da "Flüchtlingsgeschichten von in Freiburg lebenden Roma", die wie "kaum ein anderes Volk … anhaltender Benachteiligung und Verfolgung ausgesetzt und ihre Angehörigen von Abschiebung bedroht" sind. Abschiebung, Roma – war da nicht was? Wir denken zurück an den Sommer, der keiner war, und erinnern uns an die Ereignisse im Nachbarland links des Rheins. Da begann der Staatspräsident seinen Feldzug gegen illegale Roma-Lager, schickte deren Bewohner nach Rumänien "zurück" und befand sich schließlich im Clinch mit EU-Kommissarin Viviane Reding, die solches indirekt mit Nazimethoden verglich – wenigstens vorübergehend. Und eben dieser Staatspräsident wird nur wenige Meter von der Pro-Roma-Performance im Theater in Freiburg weilen, zusammen mit der deutschen Regierungschefin. Schon möglich, dass Nicolas Sarkozy und Angela Merkel da noch mal ihre Verständigungsschwierigkeiten der vergangenen Monate in Sachen Roma rekapitulieren, wahrscheinlich indes, dass sie den Coup, den das Theater gelandet hat, einfach ignorieren. Falls sie doch überraschend beabsichtigen sollten, "Carmen go home?" zu besuchen: Einlass ist über den Bühneneingang in der Bertoldstraße, und den Eintrittspreis von einem Euro dürften die beiden Staatskassen auch noch verkraften.