Freiburg bereitet sich auf Deutsch-Französischen Gipfel vor

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Erstveröffentlicht: 
08.12.2010

Freiburg (dapd-bwb). Der Duft heißer Maroni zieht über den Stand von Wolfgang Brenneisen am Münsterplatz. An guten Tagen verkauft er 25 Kilogramm Maronen. Allerdings nicht am Freitag, wenn zum deutsch-französischen Gipfel Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy nach Freiburg kommen.

 

Die Polizei riegelt die Südseite des Münsterplatzes ab. Dort werden die beiden Regierungschefs mit militärischen Ehren empfangen werden. Die Marktstände müssen weichen. Und das ausgerechnet in der Adventszeit kurz vor dem Wochenende. "Freitag ist ein guter Tag, gerade vor Weihnachten", bedauert der 65-jährige Brenneisen.

 

Die Vorbereitungen bei Stadt und Polizei laufen derweil auf Hochtouren. Delegationen von Bundespresseamt, dem Auswärtigen Amt und dem Bundeskriminalamt sind bereits vor Ort, bestätigt Polizeisprecher Karl-Heinz-Schmid. So werde derzeit die Aufgabenteilung zwischen BKA und Polizei erörtert sowie Gespräche mit Feuerwehr und Verkehrsbetrieben geführt. "Die einzelnen Kommunikationswege müssen klar sein und stringent eingehalten werden", sagt Schmid.

 

Die Polizei Freiburg habe große Erfahrungen mit Ereignissen dieser Art. "Die Einsatzpläne schmeißt man ja nicht weg", erklärt der Polizeisprecher. Die Vorbereitungen und die Sicherheitslage seien ähnlich wie die von 2001, als der deutsch-französische Gipfel zum ersten Mal in Freiburg tagte. Trotz angekündigter Störaktionen aus der linken Szene ist ein Bad in der Menge nicht völlig auszuschließen. "Wenn Angela Merkel oder Sarkozy das spontan wollen, muss die Polizei mit hoher Flexibilität darauf reagieren. Dafür sind wir Profis", erklärt Schmid mit Nachdruck.

 

In den Geschäften rund um den Münsterplatz hält sich die Freude über den Gipfel derweil in engen Grenzen. Man fürchtet ums Weihnachtsgeschäft. Rainer Schwörer gehört das Obst- und Gemüsegeschäft direkt neben dem Historischen Kaufhaus. Sein Geschäft bleibt am Freitag zu. "Ich muss nicht zumachen, aber es kommt auch kein Kunde hierher, weil alles abgesperrt ist", erklärt der 70-Jährige achselzuckend. Einen ganzen Tagesumsatz kostet ihn der Gipfel.

 

Auch Marktfrau Silvia Höferlin ist alles andere als begeistert. Die Angestellte arbeitet an einem Kräuterstand. "Freuen tut das hier niemanden", sagt sie. Das Treffen kostet die 52-Jährige einen Tag Urlaub und ihren Chef die Einnahmen eines ganzen Tages. Der Geschäftsführer des Handelsverbands Südbaden Manfred C. Noppel versucht hingegen dem Gipfel etwas Positives abzugewinnen: "Man muss auch sehen, dass die Veranstaltung einen hohen Werbewert für die Stadt hat, was langfristig gut ist", sagt er.

 

Auf die Bürger und Besucher der Dreisam-Metropole kommt mit dem Gipfel ein turbulenter Tag zu. Die linke Szene hat Demonstrationen angekündigt und die Polizei sperrt weite Teile der Innenstadt aus Sicherheitsgründen zumindest zeitweise ab. So ist die Innenstadt zwischen 10.00 Uhr und 16.00 Uhr nur teilweise für Autofahrer erreichbar. "Wer an diesem Tag in die Stadt muss, der kommt am besten zu Fuß oder mit dem Fahrrad", rät der Erste Bürgermeister Otto Neideck (CDU). Das Rathaus in der Innenstadt und die Touristen-Information bleiben geschlossen.

 

Auch der Nahverkehr ist beeinträchtigt, die vier Stadtbahnlinien können die Innenstadt während des Gipfels nicht passieren. Und da nach Angaben des Theaters Freiburg auch der Rotteckring zur Sicherheitszone gehört, hat man sich entschlossen, das traditionelle Kinderstück "Das Märchen von Hänsel und Gretel" auf den 3. Februar 2011 zu verlegen. "Wir können den Kindern keinen reibungslosen Vorstellungsablauf garantieren", erklärt Pressesprecherin Julia Kamperdick auf dapd-Nachfrage.