Schorndorf. Rund 300 Personen ziehen am Samstag vom Bahnhof der Daimlerstadt in den Teilort Weiler. Von Thomas Schwarz
Kalte Füße haben die Demonstranten am Samstag bekommen auf ihrem Weg vom Schorndorfer Bahnhof in den Teilort Weiler (Rems-Murr-Kreis). Allerdings allein wegen der Temperaturen, die nur wenig über dem Nullpunkt lagen. Ansonsten heizte die zwischen 250 und 300 Personen starke Gruppe aber den Protest gegen rechte Umtriebe in Weiler an. Dort ist der ehemalige Gasthof Linde seit dem Jahr 2007 als Treffpunkt rechts orientierter Kreise bekannt. Der Verein „Weiler schaut hin" wendet sich seitdem mit Mahnwachen gegen die rechten Umtriebe. Diese Initiative war auch eine der Organisationen, die zu der Demonstration mit Kundgebungen aufgerufen hatten, die friedlich verliefen.
Gegen 14 Uhr trafen sich die Demonstranten gegenüber dem Schorndorfer Bahnhof. „Kein Platz für Faschisten! Weder in Weiler noch anderswo", lautete das Motto der Veranstaltung. Während der ersten Kundgebung sprach auch Jochen Dürr, der Landessprecher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN), der aus Schwäbisch Hall angereist war. Dort, so Dürr, hätten Neonazis vor Jahren versucht, sich mit nahezu monatlichen Aufmärschen in das politische Stadtbild zu integrieren. „Parallel dazu kauften sie sich in der weiteren Umgebung, in Rosenberg-Hohenberg, den ehemaligen Gasthof Kreuz, um dort ein Nazizentrum zu errichten", sagte Dürr. Die beharrliche Gegenwehr von Bürgerinnen und Bürgern - „unterstützt durch die Solidarität vieler Antifaschisten aus dem Umland" - habe den Neonazis jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Dürr nannte weitere solcher Nazizentren in Karlsruhe-Durlach, Söllingen und Tuttlingen, wo in einem Haus ein NPD-Büro eingerichtet wurde. „Weiler ist also kein Ausnahmefall, auch hier gibt es bereits langanhaltende Gegenwehr. Gegenwehr, damit ein Nazitreffpunkt in Weiler nicht zum Regelfall wird", sagte Dürr. „Wir dulden keine Treffpunkte für Faschisten, weil Faschismus ein Verbrechen ist."
Vom Bahnhof aus zogen die Demonstranten erst zur Künkelin-Halle, wo eine erste Kundgebung stattfand. Danach ging es weiter, hinaus aus Schorndorf in das rund anderthalb Kilometer entfernte Weiler. „Wir werden unterwegs viel Grün zu sehen bekommen", versprach Volker Schnell vom Vorstand der Initiative „Weiler schaut hin". Dennoch schrumpfte der Demonstrationszug, bis er den Weiler Ortskern erreicht hatte. Dort waren nur noch rund 200 Demonstranten präsent, die von einigen wenigen Einwohnern eher misstrauisch erwartet wurden.
Die Polizei, die mit 100 Mann angerückt war, hatte den Bereich um die „Linde" gesperrt. Die Abschlusskundgebung musste zum Missfallen der Demonstranten rund 30 Meter von dem Haus entfernt stattfinden, an dem noch die Spuren von Farbbeuteln zu sehen waren, die Unbekannte in der Nacht zum Freitag auf das Gebäude geworfen hatten. Auch vor Ort war der Protest friedlich, nur die Polizeihunde verärgerten die Demonstranten. Eine Reaktion aus der Linde erfolgte nicht, es gab auch keine rechten Gegendemonstranten.