Revolutionsanleitung als Popliteratur - Das linksradikale Manifest "Der kommende Aufstand"

Erstveröffentlicht: 
12.11.2010

Von Tarik Ahmia

Das Ende naht und gemeint ist der globale Kapitalismus mitsamt seinen politischen Systemen. Daran lässt das anonyme französische Autorenkollektiv "Unsichtbares Komitee" keinen Zweifel. Ihr Buch "Der kommende Aufstand" ist ein radikaler Aufschrei linker Denker.

 

"Alle sind sich einig. Es wird knallen. In den Korridoren der Nationalversammlung stimmt man darin überein, mit ernster Miene oder unverfroren, wie man es gerade gestern in der Kneipe noch mal gesagt hatte."


Das Ende naht und gemeint ist der globale Kapitalismus mitsamt seinen politischen Systemen. Daran lässt das anonyme französische Autorenkollektiv "Unsichtbares Komitee" keinen Zweifel.

 

Sein Buch "Der kommende Aufstand" ist ein radikaler Aufschrei linker Denker, die es satt haben, politische Pamphlete zu lesen, die nur anprangern, aber nichts gegen die Missstände unternehmen. Bekämpfen will das "unsichtbare Komitee" vor allem die Ausweglosigkeit eines Systems, in dem das Individuum nur noch als Konsument der Warenwelt zählt.

 

Das Manifest entstand noch vor der weltweiten Finanzkrise als Reaktion auf die Jugendkrawalle in den französischen Vorstädten im Jahr 2005. Als dieser Abgesang auf den Kapitalismus im Jahr 2007 erstmals auf Französisch erschien, sah die französische Regierung darin eine Anstiftung zum Terrorismus.

 

Mit der englischen Übersetzung hat das Buch dann in den USA und auch weltweit Furore gemacht. Es präsentiert sich als sprachgewaltiges Stück Popliteratur, das ohne die übliche Sperrigkeit des linkstheoretischen Jargons auskommt, ja geradezu Lust daran hat, saftig und sarkastisch zu formulieren.

 

"Europa ist ein geldloser Kontinent, der heimlich bei Lidl einkaufen geht und low cost reist, um überhaupt noch zu reisen."

Die Kampfschrift trifft offenbar einen Nerv. "Der kommende Aufstand" hat bereits neue Kreise für linke Debatten erschlossen, die sich bislang nur wenig dafür interessiert haben. Sie verbindet ein großes Unwohlsein mit den herrschenden Verhältnissen. Das Buch bringt dieses Gefühl auf den Punkt und zeigt einen krachenden Ausweg, indem die Menschen dem System mit absoluter Verweigerung begegnen sollen.

 

Die Befreiung vom Gewohnten gipfelt in dem Traum vom "anderen Leben", das in der Kommune stattfindet, in autarken Netzwerken, deren Mitglieder in der Anonymität abtauchen. Hier heißt es:

 

"Lernen, auf der Straße zu kämpfen, sich leere Häuser anzueignen, nicht zu arbeiten, sich wahnsinnig zu lieben und in den Geschäften zu klauen."


Deshalb beschränkt sich "Der kommende Aufstand" nicht auf eine theoretische Kapitalismuskritik, sondern er wird handgreiflich. Ein Kapitel widmet sich der Subversion und Sabotage. Es geht dabei nicht um Gewalt gegen Personen, sondern um den Angriff auf neuralgische Punkte des Systems.