Staatsanwalt jagt rechten Freiberger Kreisrat

Erstveröffentlicht: 
16.10.2010

Vorwurf Volksverhetzung, Bildung einer kriminellen Vereinigung
Von Norbert Fleischer


Im Kreistag mimt er den biederen Saubermann, unter den Seinen kleckert er offenbar mit ziemlich brauner Soße: Die Justiz ermittelt gegen den Freiberger Kreisrat Tino Felgner (46, NPD). Der Verdacht: Nicht nur, dass er wahrscheinlich Volksverhetzung im Internet betreibt - anscheinend führt er auch eine bislang unbekannte Kameradschaft Rechtsradikaler an.


Freiberg. Schon seit zwei Jahren sitzt der gelernte Maurer recht inaktiv im Freiberger Parlament. „Er hat keine Anträge gestellt und auch keine schriftlichen Anfragen“, heißt es aus dem Landratsamt.

Doch laut der Linke-Landtagsabgeordneten Kerstin Köditz mischt er unter dem Pseudonym „Saxus“ in der als rechtsradikal bekannten „germanischen Weltnetzgemeinschaft“ Thiazi.net mit. Dort hat Forent „Saxus“ in seinen bereits rund 2000 verfassten Internetbeiträgen den Holocaust geleugnet: „Fragen, die sich kritisch auf den Holowitz beziehen, werden durch ‚unsere Kanzlerin‘ abgeschmettert“, schwadronierte „Saxus“ am 6. November 2008. Und am 23. August hetzte „Saxus“: „renne weiter dem Lügengespinst HOLO hinterher!“

Jetzt interessiert sich die Justiz für Felgner. Denn im Neonazi-Forum taucht „Saxus“ mehrfach als Organisator kameradschaftlicher Treffen auf. „Wir prüfen, ob die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorliegt“, erklärte Sprecher Lorenz Haase (50) von der zuständigen Dresdner Staatsanwaltschaft. „Wir ermitteln wegen des Verdachts der Volksverhetzung“, sagte Polizei-Sprecher Frank Fischer (55). Trotz mehrfacher Versuche war NPD-Mann Felgner nicht zu einer Stellungnahme zu erreichen.