Wie die Polizei sich auf die Proteste vorbereitet

Atomkraftgegner blockieren in Harlingen bei Hitzacker die Gleise der Castor-Transportstrecke zwischen Lüneburg und Dannenberg (Archivfoto vom 21.11.2005)
Erstveröffentlicht: 
13.10.2010

Ein Großaufgebot von rund 16.500 Beamten soll während der Castor-Transporte Gleisunterhöhlungen und Gewalt im Wendland verhindern. Erste Einsätze gibt es schon jetzt.

 

Die Bundespolizei rechnet bei den bevorstehenden Castor-Transporten mit stärkerem Widerstand als in den vergangenen Jahren. „Wir stellen uns auf deutlich mehr Demonstranten ein“, sagte der Sprecher der Bundespolizeidirektion Hannover, Ralf Göttner, der Frankfurter Rundschau.

 

Man werde zusammen mit Polizei und Verfassungsschutz kurz vor dem Transport ein Lagebild erstellen und abschätzen, wie viele gewaltbereite Demonstranten kämen, sagte der Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums, Klaus Engemann. „Wir rechnen mit einem deutlich stärkeren Protest als vor zwei Jahren.“

Wie viele Kräfte die Polizei einsetzen werde, wolle man noch nicht sagen. Aus Polizeikreisen wird von einem Aufgebot von rund 16.500 Polizisten berichtet, bei dem wie in den vergangenen Jahren rund 4500 Polizisten aus Niedersachsen, 5500 aus anderen Bundesländern und rund 6000 Bundespolizisten zum Schutz der Gleisanlagen zusammengezogen wurden. „Genaue Zahlen nennen wir erst nach der Schlacht“, sagte der Bundespolizeisprecher, „womit ich nicht sagen will, dass es eine Schlacht geben soll.“

 

Der Einsatz der Polizeikräfte habe bereits begonnen: „Wir sind im Wendland schon am Wachsen, um Manipulationen an der Strecke zu vermeiden“, erläuterte Göttner. So werde etwa die große Rundbogenbrücke über den Elbe-Seitenkanal bewacht, an der Aktivisten in den vergangenen Jahren Plakate aufgehängt hatten. „Das ist gefährlich“, sagt Göttner, „wer dort abstürzt, erleidet schwere Verletzungen.“

 

Brücken stark unter Kontrolle

 

Auch die Elbe-Jeetzel-Brücke sei bereits unter Kontrolle von Polizeikräften. Man wolle vermeiden, dass noch einmal brennende Heuwagen unter die Brücke geschoben werden wie es im Jahr 2001 geschehen war, erinnerte sich der Sprecher.

 

Vor allem machten der Polizei die Versuche von Aktivisten zu schaffen, entlang der Castor-Strecke die Steine unter den Gleisen zu entfernen. „Das sogenannte Schottern bereitet uns große Sorge“, sagt Göttner. „Jetzt will man eine Massenbewegung zur Entfernung des Schotters erreichen.“ Die Polizei werde dem entgegentreten. „Wer Steine entfernt und Gleise unbrauchbar macht, könnte eine Straftat begehen und sich vor dem Richter wiederfinden“, warnt der Sprecher. Aktivisten müssten damit rechnen, wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr angeklagt zu werden.

 

Für die Atomkraftgegner sei klar, dass nicht die Polizei das Angriffsziel der Proteste sei, sagte Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Organisation Ausgestrahlt. „Die Polizei ist nicht unser Gegner, sondern sollte mitdemonstrieren.“ Die Bevölkerung und die Polizei seien beide Leidtragende einer verfehlten Atompolitik.

Es gehe im Wendland nicht um ein Räuber-und-Gendarm-Spiel, sagte Stay. „Unser Ziel ist, dass die Politik sich ändert.“ Man erwarte eine fünfstellige Zahl an friedlichen Demonstranten.

 

Die Bürgerinitiative X-tausendmal quer rechnet damit, dass der Castor-Transport am 5. November von der französischen Wiederaufbereitungsanlage in La Hague in Richtung Wendland startet. Dort sollen die Atombehälter voraussichtlich am 7. November eintreffen.