Markgrafenheide/Dierkow (OZ) - Nach dem Anschlag auf das Heidehaus in Markgrafenheide mit der Polizei-Außenstelle am Sonnabend folgte am Sonntagmorgen ein weiterer. Unbekannte Täter attackierten den Neubau für das Polizeirevier in Dierkow. Auch hier wurden Fensterscheiben eingeworfen und in großen Lettern Parolen gegen die Polizei und das Bahnprojekt Stuttgart 21 an die Fassade gesprüht.
Die Polizei geht in beiden Fällen von einem politischen Hintergrund aus. Sybille Bachmann, Fraktionschefin vom Rostocker Bund in der Bürgerschaft, hat indes die Schuldigen im Umfeld der Sozialistischen Alternative (SAV) ausgemacht. „Die Schmierereien am Tatort in Bezug auf die Proteste gegen Stuttgart 21 lassen eine Verbindung zur hiesigen SAV vermuten“, sagt Sybille Bachmann. Der Protest in Stuttgart mit friedlichen Mitteln sei zu unterstützen, aber das Besprühen von Häusern und das Zerschlagen von Fensterscheiben, nur weil Polizisten in dem Haus stationiert sind, gehöre nicht dazu, so Bachmann. Bürgerschaftsmitglied Christine Lehnert sollte „klar erklären, wo für die SAV in Rostock die Grenzen demokratischen Handelns liegen“, fordert sie. Die SAV-Gruppe in Rostock sei nicht so groß, da kenne jeder jeden, und Lehnert solle ihren Einfluss nutzen, so Bachmann. „Ich verurteile einen solchen Anschlag auf das Schärfste und hoffe, dass es innerhalb der SAV eine Debatte geben wird, damit so etwas nicht wieder vorkommt“, sagt Bachmann.
Thorsten Sting, Pressesprecher der SAV, weist die Vorwürfe zurück. „Ich bin sehr überrascht über die Aussagen von Frau Bachmann. Unsere Gruppe hat nie solche Aktionen gemacht oder unterstützt“, sagt Sting und betont, dass sich die SAV von solchen Methoden distanziere. „Wenn ich wüsste, dass jemand so etwas vorhat, würde ich ihm sagen, dass er das lassen soll. So etwas ist der Sache nicht dienlich und führt nur zu hysterischen Debatten“, so Sting. Die SAV protestiere mit friedlichen und legalen Mitteln. Die Wut über das Vorgehen der Polizei gegen die Stuttgart 21-Demonstranten könne so etwas zwar erklären, aber nicht rechtfertigen. „Persönlich bin ich über die Aussagen von Frau Bachmann enttäuscht. Als Hardlinerin habe ich sie nicht eingeschätzt“, sagt String und erklärt, dass man selbstverständlich das Gespräch mit ihr suchen werde. Wütend sind die Verantwortlichen im Kommunalen Eigenbetrieb Objektbewirtschaftung (KOE), der das Heidehaus verwaltet. „Wir sind entsetzt. Wir haben bis Anfang September saniert und dann an die Mieter übergeben. Wir stellen Strafanzeige“, sagt Cornelia Behlke. Wer für die rund 1000 Euro Schaden aufkommen wird, ist noch unklar. „Zunächst werden wir den Schaden bezahlen müssen. Ob die Gebäudeversicherung uns das erstattet oder wir die bisher noch unbekannten Täter in die Pflicht nehmen können, wissen wir noch nicht“, sagte sie. Zu ihren Ermittlungen will sich die Polizei Rostock noch nicht äußern, „Wir können zu diesem Zeitpunkt noch keine Ergebnisse oder Ansatzpunkte veröffentlichen“, sagt Pressesprecherin Yvonne Burand.