Bauern fordern: Die Bundeswehr soll Wildschweine jagen

Erstveröffentlicht: 
01.09.2010

Weil die Schwarzkittel ihre Ernte zerstören, fordern die Bauern in Rheinland-Pfalz jetzt drastische Maßnahmen. Doch Landesregierung und Jäger verweigern Schützenhilfe.

 

Mit normalen Jagdmethoden sei das Problem nicht mehr zu lösen, klagt Bauernpräsident Norbert Schindler. Weil die Schwarzkittel auf Feldern und Äckern zunehmend drastische Schäden anrichten, verlangt der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd jetzt militärische Hilfe.

Viel Unterstützung bekommen sie dafür allerdings nicht. Die Jäger reagieren empört: „Wir wollen keinen Krieg gegen Wildtiere“, sagt der Präsident des Landesjagdverbandes Rheinland- Pfalz (LJV), Kurt Alexander Michael. „Sollen vielleicht Kampfjets des Typs Tornado oder Leopard-Panzer zum Einsatz kommen? Hier wird buchstäblich mit Kanonen auf Spatzen beziehungsweise Wildschweine geschossen.“ Davon abgesehen sei für die Ernteschwierigkeiten ausschließlich das schlechte Wetter verantwortlich.

Auch das rheinland-pfälzische Umweltministerium die von Landwirten geforderte Zwangsbejagung ab. „Es besteht derzeit kein Anlass zu einer solchen Maßnahme“, teilte das Ministerium in Mainz mit. Die Landwirtschaftsbehörden könnten bislang keine überdurchschnittlichen Schäden feststellen. „Der Einsatz der Bundeswehr zur Konfliktlösung im Innern ist eine verfassungsrechtlich zu klärende Frage und soll hier nicht weiter erörtert werden“, hieß es dazu aus dem Umweltministerium.

 

Bauernverbandspräsident Norbert Schindler legt derweil nach. „Die Bauern glühen vor Zorn“, sagte er am Dienstag. „Warum sollte die Bundeswehr hier nicht helfen? Bei der schlimmen Dürre 1976 und beim Oderhochwasser ging das doch auch.“ Nach Angaben der Landwirte leiden vor allem Äcker in der Nord- und Westpfalz unter den gefräßigen Schweinen. Die Wildtiere wühlten zudem die Erde auf, Mähdrescher blieben stecken. „Die Jäger strengen sich ja an, aber sie schaffen es nicht mehr“, sagte Schindler.

 

Nach Auskunft der unteren Jagdbehörde für den Landkreis Südwestpfalz scheine der Schwarzwildbestand dort im Vergleich zum Vorjahr leicht anzusteigen, erklärte das Ministerium. Diese Einschätzung werde auch aus anderen Regionen des Landes geteilt. Die Jägerschaft reagiere hierauf jedoch mit einem erhöhten Abschuss: Im Landkreis Südwestpfalz waren es bis Ende Juli 403 Tiere, im gesamten Land 11 170 Wildschweine, und damit geringfügig mehr als im Zeitraum des vorangegangenen Jahres (390 im Landkreis Südwestpfalz, 11 109 im Land). Die Jägerschaft werde ihrem Auftrag, die Populationen in Grenzen zu halten, grundsätzlich gerecht, teilte das Ministerium mit. (dpa)