Stimmungslage: prekär
Der Baubeginn rückt näher – doch die Besetzer am Eingangsgelände in Vauban wissen nicht, wohin.
Langsam wird’s eng. Der Baubeginn für das geplante Wohn- und Geschäftshaus mit Hotel am Eingang des Stadtteils Vauban rückt näher, doch für die Wagenburg "Kommando Rhino", die genau dieses Gelände besetzt hat, ist immer noch kein Ersatzstandort in Sicht – und die Verhandlungen zwischen Wagenburglern und Stadtverwaltung scheinen in einer Sackgasse festzustecken.
Vor kurzem wurde bei den "Rhinos" mit Party, Kinderprogramm und Flohmarkt gefeiert: Seit einem Jahr hält die Wagenburg das sogenannte M1-Gelände in Vauban besetzt. Zur Zeit leben hier etwa 30 Menschen in mehr als 20 Bauwagen und Transportern; angefangen hatte die Besetzung mit sechs Fahrzeugen. In der Gemeinschaftsküche blubbert die Espressokanne, in der Kneipe hängt die Leinwand für den allwöchentlichen Filmeabend, einmal in der Woche kommt eine Firma, um das Plumpsklo zu entsorgen – man hat sich eingerichtet. "Hier werden wir gesehen und können das Thema Wagenburgen an die Öffentlichkeit bringen", sind sich Susi und Philipp einig, die hier wohnen, ihre richtigen Namen aber nicht in der Zeitung lesen wollen.
Für Aufregung sorgte vergangene Woche, dass eine Firma Probebohrungen für die geplanten Bauarbeiten machen wollte. "Sie dringen in unsere Privatsphäre ein", mailten die Besetzer an die Stadtverwaltung, die umgehend retournierte: Die Stadt beziehungsweise die Stadtbau sei Eigentümerin der Fläche, und die Besetzung nur geduldet. Nun wurden die Bohrungen auf Freitag dieser Woche verschoben, sehr zum Unmut der Wagenburgler.
Dass die Stimmungslage prekärer wird, liegt am Zeitdruck. Im Frühjahr will die Stadtbau anfangen zu bauen, bis dahin muss das Gelände frei sein. Diverse Suchaktionen hatten nichts ergeben: Alle Ausweichflächen, die die "Rhinos" vorgeschlagen hatten, kommen nicht in Frage – entweder winkten die privaten Grundstückseigentümer ab oder die Flächen liegen in Landschafts- oder Naturschutzgebieten. Und ein Gemeinderatsbeschluss von 1996 besagt, dass neben den offiziellen Wagenburgen Eselwinkel und Biohum keine weiteren Flächen für Wagenburgen ausgewiesen werden dürfen. Annette Schubert, persönliche Referentin des Oberbürgermeisters und Verhandlungsführerin in Sachen "Rhinos", ist jetzt am Überlegen: "Wir müssen mal gucken, was wir machen." Wenn wirklich geräumt werden müsse, wolle man mit den Wagenburglern reden, damit diese friedlich abziehen. Doch das, finden Susi und Philipp, geht gar nicht: "Notfalls lassen wir uns räumen."
Die Entscheidung, die jetzt in Sachen "Rhinos" drängt, wird nicht die einzige bleiben. Im Sommer 2011 läuft der Nutzungsvertrag mit der Wagenburg "Schattenparker" aus, die einen Teil des Eselwinkel beim Flugplatz belegt. Und im Jahr drauf ist Laufzeitende für den zehnjährigen Vertrag, durch den die Biohum-Wagenburg im Rieselfeld bleiben darf.