Weltmeisterschaft
"Nationalismus in die Restmülltonne"
Die Übergriffe von Deutschlandfans am Tag des Halbfinales gegen Spanien
zeigen deutlich, dass es so etwas wie "harmlosen Nationalismus" nicht
gibt. Wenn spanische Familien beleidigt und bedroht werden, zeigt sich
nicht nur die Tendenz zur Ausgrenzung, die immer im Nationalismus
steckt es wird auch deutlich, wie schnell der nationale Taumel in
Pogromstimmung umschlagen kann.
Dass die Freiburger Polizei es hier offensichtlich nicht für nötig
befindet einzuschreiten, ist ein Skandal. Der Angriff auf die
Wagenburgler dagegen zeigt, dass in der Fußballvolksgemeinschaft der
Flaggenschwenker kritische Stimmen nicht zugelassen sind. Wer nicht
mitfeiern will (und vielleicht sogar Missstände wie Wohnraumknappheit
und soziale Ungerechtigkeit thematisiert), wird nicht nur als
Ungeziefer ("Zecken") beschimpft, sondern sogar körperlich angegriffen.
Abgrenzung nach außen und Homogenisierung im Inneren – so funktioniert
nun mal Nationalismus. Die "Fans", die sich in schwarz-rot-goldene
Flaggen hüllen, wollen von der Geschichte ihres Landes nichts mehr
wissen – und lassen prompt ihrem Hass und ihren Ressentiments freien
Lauf.
Bleibt zu hoffen, dass die Freiburger diese Übergriffe nicht tatenlos
hinnehmen. Diejenigen, die damit nichts zu tun haben wollen, sollten
nun schnellstens ihre Fähnchen entsorgen. Dorthin, wo der Nationalismus
hingehört – in die Restmülltonne.
Niels Wätzel, Freiburg