BZ-Leserbrief zu WM - "Nationalismus in die Restmülltonne"

Erstveröffentlicht: 
21.07.2010

Weltmeisterschaft

 

"Nationalismus in die Restmülltonne"

 

Die Übergriffe von Deutschlandfans am Tag des Halbfinales gegen Spanien zeigen deutlich, dass es so etwas wie "harmlosen Nationalismus" nicht gibt. Wenn spanische Familien beleidigt und bedroht werden, zeigt sich nicht nur die Tendenz zur Ausgrenzung, die immer im Nationalismus steckt es wird auch deutlich, wie schnell der nationale Taumel in Pogromstimmung umschlagen kann.

Dass die Freiburger Polizei es hier offensichtlich nicht für nötig befindet einzuschreiten, ist ein Skandal. Der Angriff auf die Wagenburgler dagegen zeigt, dass in der Fußballvolksgemeinschaft der Flaggenschwenker kritische Stimmen nicht zugelassen sind. Wer nicht mitfeiern will (und vielleicht sogar Missstände wie Wohnraumknappheit und soziale Ungerechtigkeit thematisiert), wird nicht nur als Ungeziefer ("Zecken") beschimpft, sondern sogar körperlich angegriffen.

Abgrenzung nach außen und Homogenisierung im Inneren – so funktioniert nun mal Nationalismus. Die "Fans", die sich in schwarz-rot-goldene Flaggen hüllen, wollen von der Geschichte ihres Landes nichts mehr wissen – und lassen prompt ihrem Hass und ihren Ressentiments freien Lauf.


Bleibt zu hoffen, dass die Freiburger diese Übergriffe nicht tatenlos hinnehmen. Diejenigen, die damit nichts zu tun haben wollen, sollten nun schnellstens ihre Fähnchen entsorgen. Dorthin, wo der Nationalismus hingehört – in die Restmülltonne.

Niels Wätzel, Freiburg