"Auch im Superwahljahr 2017 gilt: Wählen ist verkehrt!" Im Rahmen der Vortragsreihe "Die Qual der Wahl" findet am 19.08. die Veranstaltung "Wählen ist verkehrt! - mit Freerk Huisken" statt. Die Veranstaltung ist im Substanz Osnabrück, Frankenstraße 25a.
Gemeinhin
 steht das höchste demokratische Recht beim Volkssouverän nicht im 
allerbesten Ruf. Es ist sehr die Frage, ob die Bürger die Wahl überhaupt
 vermissen würden, wenn sie für den September nicht angesetzt worden 
wäre. Weisheiten der Art, dass das Wählen ja eh nichts ändert und dass 
‚die da oben sowieso machen, was sie wollen', sind Gemeingut weit über 
kritische Zirkel hinaus. 
 Je näher der Wahltermin rückt, desto 
leiser werden freilich bei vielen diese abschätzigen Stellungnahmen. 
Desto mehr setzt sich der Standpunkt durch, dass man auf den – wenn auch
 sehr kleinen – Einfluss, den man mit einer Wahlstimme auf die 
Staatsmacht ausübt, nicht verzichten darf.
 Der knappe Ausgang des Brexit-Referendums und der Wahl von Donald Trump
 sowie der im europäischen Superwahljahr drohende Aufstieg von 
nationalistischen, EU-feindlichen Parteien in allen Mitgliedsländern 
sollen dafür so etwas wie ein überzeugendes Argument liefern: Hätten 
mehr junge Briten, die eher pro-Europa sind, und mehr linke Amerikaner 
von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht, wäre nicht Trump heute 
US-Präsident, sondern Hillary Clinton, und der Brexit stände heute nicht
 auf der Tagesordnung der EU. So wird da gedacht. Wie im Rest der EU 
sehen es auch viele Deutsche in der Septemberwahl als ihr Interesse und 
ihre Aufgabe an, den Rechtspopulisten und Nationalisten, den Ausländer- 
und EU-Feinden besonders von der AfD den Weg zur Macht zu versperren.
 Mag es Zweifel geben, ob eine Wahlbeteiligung positiv eine Änderung der
 Politik im Sinn des Wählers bewirkt, negativ als Instrument zur 
Verhinderung der Machtergreifung der Falschen, soll sie schon ertwas 
taugen. 
 Allerdings stellt sich die Frage, wofür so ein Wähler 
eigentlich Partei ergreift, wenn er mit der Absicht, die AfD zu stoppen,
 sein Wahlkreuz setzt. Wie taucht das eigene Wahlmotiv im Wahlakt, im 
Wahlresultat und später in der Politik der gewählten Partei auf? Verhält
 es sich nicht so, dass man sich auf diese Weise, also per Beteiligung 
an der demokratischen Wahl gar nicht anders vor der Herrschaft der 
rechten Nationalisten schützen kann, als dass man der Machtergreifung 
einer anderen, zum „kleineren Übel“ erklärten  Partei und deren 
politischer Herrschaft über sich zustimmt?"

