BKA schließt Probelauf zur Gesichtserkennung ab

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Erstveröffentlicht: 
10.08.2017

Nicht nur am Berliner Bahnhof Südkreuz testet das BKA Möglichkeiten der Gesichtserkennung. Ein weiteres Pilotprojekt untersuchte die Abfrage von Staatsschutzdateien. Die dabei eingesetzte Software aus Dresden läuft auf mobilen Clients. So könnten Abfragen mit Fotos erfolgen, die bei einer Polizeikontrolle aufgenommen werden.

 

Das Bundeskriminalamt (BKA) hat einen Testlauf zur Gesichtserkennung beendet. Das teilte das Bundesinnenministerium in der Antwort auf eine Schriftliche Frage mit. Der „Probewirkbetrieb“ der Software „Examiner“ fand demnach bereits im Mai statt. Getestet wurde die Abfrage von Polizeidatenbanken mittels einer „Lichtbildrecherche“. Zuständig war die Staatsschutzabteilung für die Bekämpfung des internationalen islamistischen Extremismus und Terrorismus. Die Ergebnisse des Probelaufs werden der Antwort zufolge noch ausgewertet.

 

Videodaten werden als Standbilder verarbeitet

 

Seit 2007 nutzt das BKA die Software „Face-VACS/DB Scan“ von der Dresdner Firma Cognitec zur Suche nach Gesichtern in der INPOL-Datenbank. INPOL ist das gemeinsame Informationssystem aller Polizeibehörden in Deutschland. Dort sind rund vier Millionen Lichtbilder eingestellt, die mit biometrischen Verfahren durchsucht werden können.

 

Die Software steht über eine Verbundschnittstelle auch anderen Behörden zur Verfügung. Eine „Lichtbildrecherche“ kann von der Bundespolizei und von Landeskriminalämtern vorgenommen werden. Zwar können dabei keine Videodaten verarbeitet werden, möglich ist aber die Erstellung eines geeigneten Standbildes.

 

Testlizenzen für 45.000 Euro

 

Auch die jetzt getestete Software „Examiner“ stammt von Cognitech. Sie wurde im zweiten Halbjahr 2016 für 33.000 Euro beschafft, erst kürzlich hatte das BKA für 12.000 Euro weitere Lizenzen hinzugekauft. „Examiner“ kann mittlerweile auch auf mobilen Geräten installiert werden. PolizistInnen könnten das Gesicht einer Person bei einer Kontrolle fotografieren und mit Datenbanken abgleichen.

 

Außer INPOL kann die neue Software auch einzelne Staatsschutzdateien durchsuchen. Vermutlich soll dies im Rahmen von Ermittlungen erfolgen, um mutmaßliche StraftäterInnen zu identifizieren. Denkbar wäre auch, dass Aufnahmen aus dem öffentlichen Raum mit Staatsschutzdateien abgeglichen werden. Das BKA ist hierzu an dem Pilotprojekt zur Gesichtserkennung am Berliner Bahnhof Südkreuz beteiligt. Die dort getesteten Anwendungen stammen von DELL, ELBEX und L-1 Identity Solutions, die mittlerweile zum Morpho-Konzern gehört. In der Vergangenheit hatte das BKA zudem weitere Produkte von L-1 Identity Solutions, Cognitech sowie der Firma Polymetric ausprobiert.

 

Ausbau bei Interpol und EU-Datenbanken

 

Nach Auskunft des Bundesinnenministeriums nimmt die polizeiliche Abfrage von Gesichtern in den letzten Jahren zu. Demnach seien im Kalenderjahr 2015 16.773 Recherchen durchgeführt worden, im Jahr darauf waren es bereits 23.064. Die Zahlen aus dem ersten Halbjahr 2017 ließen einen weiteren Anstieg erwarten.

 

Mittlerweile hat auch die internationale Polizeiorganisation Interpol eine Plattform zur Gesichtserkennung eingerichtet. Das System nennt sich „MorphoFace Investigate“ und ergänzt eine Datenbank, in der bislang nur Fingerabdrücke gespeichert waren. Eine weiterer Ausbau der Gesichtserkennung ist jetzt bei EU-Datenbanken geplant.