Die Chaoten, die am Freitag durch die Görlitzer Innenstadt zogen, kamen vom Faetzig-Camp, einem politisch motivierten Treffen bei Zentendorf.
Von Daniela Pfeiffer
Der Landrat ist sauer. Seine Mitarbeiter und er hatten am Freitagnachmittag unerwünschten Besuch von einigen Jugendlichen. „Im Landratsamt auf der Bahnhofstraße wie auch im Jobcenter und auf der Otto-Müller-Straße“, bestätigt er. „Es gab Schmierereien und leichte Beschädigungen durch mehrere Jugendliche. Ich kann das nur auf das Schärfste verurteilen. Es wurde bereits Anzeige erstattet und wir werden Schadenersatz fordern.“
Nicht die einzige Station auf dem Zug der Jugendlichen durch die Stadt. Auch die Ausländerbehörde, das Amtsgericht und das AfD-Bürgerbüro steuerten sie an. Dort riefen sie Parolen und warfen Papierschnipsel mit der Aufschrift „Kein Mensch ist illegal“. Wie die Polizei mitteilte, nahm sie mehrere der Personen mit aufs Revier.
Wie Pressesprecherin Martyna Fleischmann auf SZ-Nachfrage mitteilt, wird gegen die Jugendlichen nun unter anderem wegen des Verdachts des Hausfriedensbruches sowie Verstößen gegen die Polizeiverordnung der Stadt Görlitz ermittelt. Nach ersten Erkenntnissen handelte es sich um Teilnehmer des Faetzig-Camps. Die Kriminalpolizei führe außerdem Ermittlungen wegen des Verdachts des räuberischen Diebstahls gegen unbekannt, so Fleischmann. Dies betrifft das AfD-Bürgerbüro, wo ein Mitarbeiter gebissen und Unterlagen entwendet worden seien.
Bislang waren die Köpfe des linksalternativen Camps für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Das Treffen findet jedes Jahr bei Zentendorf statt. Man verstehe es als einen Mix aus Sommercamp mit inhaltlich politischer Ausrichtung und Festival zugleich. So zumindest formuliert man es im Internet. „Wir wollen versuchen, die Lücke zwischen oft nur kommerziell ausgerichteten Festivals und Camps mit rein politischem Programm zu schließen und Überschneidungspunkte zu schaffen“, heißt es weiter. Junge Menschen sollen die Möglichkeit bekommen, sich für einige Tage in einem dafür geschaffenen Freiraum zu begegnen und sich zu verwirklichen. Grundidee sei: Alternative, selbstbestimmte Strukturen fördern – und einen Gegenpol zu einer zunehmend sinnentleerten Spaßkultur schaffen.
Wie viel Sinn nun die Aktion am Freitag gemacht hat, zeigen die vorliegenden Anzeigen. Denkbar ist ein Zusammenhang mit dem Besuch des US-Botschafters, der am Freitag in Görlitz weilte. Direkte Berührungspunkte zwischen ihm und den Faetzig-Camp-Leuten gab es offenbar nicht.