Dresden/Leipzig. Im Streit um die Göttinger Studie zum Rechtsextremismus in Ostdeutschland hat sich jetzt auch die sächsische Linke zu Wort gemeldet und die Rolle der Medien gerügt. Die Analyse war in der vorigen Woche von der Auftraggeberin Iris Gleicke (SPD), Ostbeauftragte der Bundesregierung, mit deutlichen Worten als wissenschaftliche Schluderei zurückgewiesen worden.
In diesem Zusammenhang gab es auch öffentliche Kritik an den sächsischen Linken, die nach der Erstveröffentlichung der Studie im Mai die sächsische CDU als Regierungspartei für das angebliche Versagen im Kampf gegen rechte Tendenzen im Freistaat sofort an den Pranger gestellt hatte. „Gerade bei Studien und Expertisen sollen wir als Politiker oft schon kurz nach der Veröffentlichung eine Stellungnahme abgeben, ohne die Chance zu haben, das ganze Papier überhaupt lesen zu können“, kritisierte Landes- und Fraktionschef Rico Gebhardt gegenüber LVZ/DNN den generellen Umgang der Medien mit brisanten Themen. „Wir werden damit gezwungen, auf Medieninformationen zurückzugreifen, die nicht selten in einem Skandalisierungs-Wettbewerb entstanden sind.“
Im Fall der Göttinger Rechtsextremismus-Studie, so Gebhardt weiter, sei der Tenor des Themas bereits durch eine massive überregionale Vorabberichterstattung gesetzt gewesen. Entsprechend hätten sich Voranfragen an seine Partei nach einer Reaktion gehäuft. „So werden wir wechselseitig zu Getriebenen und sagen und schreiben dann das, was wir zu dem Thema aus eigener Erfahrung sowieso sagen und schreiben wollten“, analysiert der Linken-Chef kritisch. Er glaube deshalb nicht, dass Medien und Politik den Erwartungen der Menschen an öffentliche Diskussionen gerecht werden.