Der Leipziger Soziologe Holger Lengfeld hat eine Studie zur Wählerschaft der Alternative für Deutschland durchgeführt. Demnach stimme es nicht, dass Menschen aus sozial schwächeren Milieus eher die Partei wählen als wohlhabendere Personen.
Leipzig. Die Wähler der Alternative für Deutschland (AfD) kommen einer Studie zufolge nicht überwiegend aus sozial schwächeren Milieus. Die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen mit niedrigerem sozialen Status bei der Bundestagswahl im Herbst für die AfD stimmten, liege nicht höher als bei Menschen aus wohlhabenderen Schichten, sagte der Soziologe Holger Lengfeld am Donnerstag in Leipzig. Es gebe "eher eine leichte statistische Tendenz", dass Bessergestellte mit der AfD sympathisierten. Für seine Studie hat der Forscher gut 1.000 repräsentative Umfragedaten des Instituts infratest dimap analysiert.
Ein Grund für das Ergebnis könnte laut Lengfeld das Programm der AfD sein. Danach sei die Partei wirtschaftlich liberal orientiert, fordere freien Wettbewerb und wolle den Sozialstaat kleinhalten. "Das liegt in der Regel im Interesse der Bessergestellten", erklärte der Wissenschaftler. Er prophezeie den etablierten Parteien daher, dass Versprechen wie Steuerentlastungen für Geringverdiener bei der Bundestagswahl nicht dazu führen werden, "den 'kleinen Mann' davon abzuhalten, AfD zu wählen".
Ausgangspunkt für die Studie war dem Forscher zufolge die sogenannte "Modernisierungsverlierer-These". Diese besagt, dass sich Menschen, die von der wirtschaftlichen Entwicklung der vergangenen 20 Jahre wenig profitiert haben, von den etablierten Parteien abwenden und eher extremistisch wählen. Lengfeld sagte, CDU, SPD oder Linke hätten das Erstarken der AfD bislang mit der wirtschaftlichen Enttäuschung sozial Benachteiligter erklärt. Seine Studie zeige nun, dass diese These nicht zutreffe.